Komplettes Thema anzeigen 13.11.2008, 07:13
Toth Abwesend
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Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4
Meine Meinung hat sich auch nicht groß geändert. Ich fand ihn von Anfang an den drittbesten Indyfilm und finde das immernoch. Temple of Doom hat meiner Meinung nach nichts mit dem Charakter anzufangen gewusst und mit einer relativ miesen Handlung, schwachem Drehbuch und dämlichen Nebencharakteren (die ewig kreischende Willie Scott und der neunmalkluge Short Round) enttäuscht.

Wenn man Indyfilme jedoch als "Jungsfilme" bezeichnet und alles, was mit Familie und Biographie der Hauptcharaktere kategorisch mit Worten, wie Soapopera, Frauenfilm oder Rosamunde Pilcher betitelt, dann kann ich auch nachvollziehen, dass man auf dem Standpunkt steht, dass "so etwas nicht in einen Indyfilm gehört". Diese Kategorisierung halte ich jedoch für wenig erhellend, da sie davon ausgeht, dass sich Jungs und Männer ausschließlich für Action und Gewalt und Frauen ausschließlich für Liebe und Romantik interessieren. Ohne jemandem zu Nahe treten zu wollen, aber dies klingt für meine Ohren doch sehr nach Machovokabular. Nach dieser Definition hätten Bergman, Fellini oder Truffaut zeitlebens Seifenopern für Frauen gedreht.

Und was diese, zugegeben etwas ironische, Abqualifizierung von Kaminskis Fähigkeiten angeht. Wer sich intensiv mit Kaminskis Biographie beschäftigt, und in Fachzeitschriften (ich empfehle vor allem die Lektüre des American Cinematographer) sowohl eigene, als auch andere Einschätzungen und Analysen seines Werkes aufmerksam liest und jeden seiner Filme genau studiert, der kann, meines Erachtens, unmöglich zu einem derart pejorativen Urteil über ihn kommen. Seine Arbeit, sowohl für Spielberg als auch für andere Regisseure (vor allem Julian Schnabels "Le Scaphondre et le Papillion"), ist von bemerkenswerter Vielfältigkeit und beindruckender Virtuosität.
Some bad hat, Harry!
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, das letzte Mal am 13.11.2008, 09:17 von Toth.