Komplettes Thema anzeigen 23.07.2008, 12:45
Winston Abwesend
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Betreff: Re: Mögliche Gründe für die Schwächen von Indy 4
Um eines vorweg zu nehmen: Indy 4 hat mir richtig gut gefallen. Natürlich kann man darüber streiten, ob die Aliens jetzt unbedingt hätten auftauchen müssen. Doch entscheidet das am Ende wirklich darüber ob ein Film gut oder schlecht ist?
Wie bereits mehrfach angesprochen, liegen die von vielen Fans unterstellten Schwächen des Films imho nicht in diesem selbst begründet. Vielmehr begründen sich diese - auf äußerst subjkektiv beruhenden Empfindungen - überwiegend aus einer Erwartungshaltung, die im Jahr 2008 nicht zu erfüllen war.
Indy kommt anders daher, richtig! Dr. Jones ist älter und strahlt ein wenig ,,Altersweisheit" aus und auch die Zeit ist eine andere. Wenn ein Film in den 50er Jahren spielt liegt es doch nahe Bezüge zu Atomenergie, kalten Krieg und die Ufo-Verrücktheit (inkl. Area 51) dieser Zeit herzustellen. Der Zeitbezug war auch in den ersten 3 Filmen deutlich erkennbar, entsprach da allerdings noch eher der ,,Archäologenromantik" alla Schliemann und Konsorten. Das würde im 4. Film, der 20 Jahre später spielt - lächerlich und unglaubwürdig rüberkommen.
Daneben hat sich natürlich auch vieles bezüglich des filmerischen Handwerks verändert. Ich bin mir sicher, dass Indy an den Kassen ganz schlecht ausgesehen hätte, wenn man auf die Möglichkeiten zeitgemäßer filmischer Umsetzung verzichtet hätte. Indy wird nun auch ein jüngeres Publikum ansprechen, das teilweise auch die alten Filme lieben wird.
Imho hätte es vielen enttäuschten Fans ganz gut getan, sich von den Erwartungshaltungen im Vorfeld zu lösen. So haben sich viele den Spass am Film bereits im Vorfeld unbewusst genommen. Bruhn ist dabei recht konsequent. Er kritisiert das hohe Maaß an CGI und ärgert sich über übertriebene Szenen wie die Geschichte mit dem Wasserfall. Vergleichbares tat er ja schon bezüglich Tempel. Das finde ich OK - Sein Geschmack halt. Auf Unverständnis stoßen bei mir verschiedene Äußerungen, die Dinge an Indy 4 kritisieren und als flach abtun, gleichzeitig aber in den Vorgängern toll finden. Als Beispiel sei die Ufo-Szene genannt. Ja, man sieht Aliens. Kann man mögen oder nicht. Wie war das aber bei Raiders? Stören irgendwen die Geister, die aus der Lade aufsteigen? Wohl kaum! Warum darf man in Last Crussade aus Gier in die Bodenspalte des Tempels stürzen und in Kocs nicht aus gleichen Motiven aufgesogen werden? Warum ist es im ersten Fall OK und im 4. Film klischeehaft?
Warum kritisiert man in Kocs die Aneinanderreihung der einzelnen Schauplätze und findet diese bei Crussade und Tempel ganz OK. Mal ehrlich: Gerade bei Tempel (den finde ich übrigens auch super) ist die Verknüpfung der einzelnen Schauplätze mehr als abenteuerlich.
Indyfilme liegen einem gemeinsamen Muster zu Grunde und erheben sicherlich nicht den Ansruch realistisch sein zu wollen. Die Grundidee war doch damals eigentlich die Umsetzung eines bis dahin nicht existenten ,,Abenteuer-Comichelden" in einen Realfilm.
Mal als Zusammenfassung: Eigentlich hat jeder Film irgendwelche Schwächen. Die Frage ist die, wie ich diese auslege, bewerte und empfinde.
Hierbei kann spätestens wenn es um die Story und deren bildliche Umsetzung geht nur eines entscheiden: Subkektives Empfinden.
Unfair finde ich es nur, wenn man die ersten drei Filme mit der ,,Ach wie war das damals schön-Brille" betrachtet und den neuen Film mit anderen Maßstäben und ohne diese Verklärtheit bewertet. Eines ist aber sicher - und das zeigen ja auch die beiden Umfragen: Wir werden allesamt nicht auf den selben Nenner kommen!