Betreff: Re: Poesie-Thread
Hinschmeißen
Es gibt Phasen, in denen ich merke, dass Hobbies, die mir früher viel gegeben haben, plötzlich mehr Kraft kosten, als sie mir zurückgeben. Was eigentlich Ausgleich sein sollte, fühlt sich dann nach Pflicht an. Besonders dann, wenn Leistungsdruck entsteht – etwa durch steigende Qualitätsansprüche oder durch den Vergleich mit anderen – kippt die Freude schnell in Erschöpfung. Auch mein Interesse hat sich im Laufe der Zeit verändert: Dinge, die mich mit zwanzig begeistert haben, passen heute nicht mehr selbstverständlich zu meinem Lebensstil, meinen Werten oder meinen aktuellen Lebensumständen. Wenn dann noch der Eindruck dazukommt, dass ich mich kaum weiterentwickle oder das Flow-Gefühl dauerhaft ausbleibt, wird mir klar, dass ich das Hobby eher aus Gewohnheit als aus echter Lust betreibe.
Das „Hinschmeißen“ fühlt sich von außen wie Scheitern an, für mich ist es jedoch ein Akt der Selbstfürsorge. Ich ziehe die Notbremse, um meine psychische Gesundheit zu schützen und mir wieder Raum für echte Erholung zu schaffen. Indem ich etwas loslasse, schaffe ich Platz für Neues – für Interessen und Leidenschaften, die besser passen. Vor allem bedeutet dieser Schritt Ehrlichkeit mir selbst gegenüber: Ich gestehe mir ein, dass ich etwas nicht mehr aus Begeisterung tue, sondern aus Dazugehörigkeitsgefühl oder Angst vor Veränderung.
Bevor ich jedoch endgültig Abschied nehme, hilft mir eine bewusste Reflexion. Es kann ja auch schon eine zeitlich begrenzte Pause helfen, um zu spüren, ob mir das Hobby wirklich fehlt oder dann wieder mehr Freude bereitet. Wichtig ist mir auch, aufmerksam zu bleiben: Wenn das Desinteresse nicht nur ein einzelnes Hobby betrifft, sondern sich auf alle Aktivitäten ausdehnt, kann das ein Warnsignal sein. In so einer Situation ist es kein Zeichen von Schwäche, sich professionell zu beraten. Bleibe positiv und betrachte erstmal.
FloW