Komplettes Thema anzeigen 23.10.2025, 10:23
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Betreff: Re: Artefakte und ihre realen Hintergründe

Kreuzritter und Kreuzzüge


Im Spiel



Im Spiel werden die Nephilim als Kreuzfahrer dargestellt

Realität

Die Kreuzzüge

"Deus lo volut" – Gott will es so. Unter diesem Leitspruch versammelten sich im Mittelalter Tausende christliche Ritter und Soldaten aus Europa, um in den "Heiligen Krieg" zu ziehen. Ziel dieses Krieges: Die heilige Stadt Jerusalem aus den Fängen der aus christlicher Sicht heidnischen Muslime zu befreien. Diese sogenannten Kreuzzüge, mündeten aber schließlich in einem rund 200-jährigen Konflikt zwischen Christen und Muslimen, der viele Tote forderte.

Definition:
Als "Kreuzzüge" bezeichnet man die religiös motivierten militärischen Feldzüge der europäischen Christen vom 11. bis zum 13. Jahrhundert zur Befreiung der "heiligen" Stadt Jerusalems von den Muslimen.

Die Kreuzzüge dienten neben der Eroberung der Stadt Jerusalem vor allem auch der Verbreitung und der Verteidigung des christlichen Glaubens – der Einflussbereich der Muslime sollte zurückgedrängt werden.
Diejenigen, die sich auf Kreuzzug begaben, nannte man auch Kreuzritter oder Kreuzfahrer.



Kreuzzüge – Übersicht Ausgangssituation

Die Kreuzzüge wurden durch verschiedene Ereignisse ausgelöst:

Im 11. Jahrhundert war der türkische Reiterstamm der Seldschuken auf dem Vormarsch.
Von Osten her eroberten sie unter anderem byzantinische Gebiete in Kleinasien (wie Anatolien) und auch Territorien in der Levante. (Levante: Bezeichnung für die Gebiete östlich des Mittelmeeres, unter anderem auch das Heilige Land Jerusalem war damals eine beliebte Pilgerstätte für die Christen.)

Durch die Vorherrschaft der Seldschuken waren Pilgerreisen dorthin nun nicht mehr möglich.
Der konkrete Anlass für den Ersten Kreuzzug war dann der Hilferuf des byzantinischen Kaisers Alexios I. Komnenos, da die Seldschuken immer weiter auf die byzantinische Hauptstadt Konstantinopel vorrückten. Alexios I. wandte sich dabei nicht an die weltlichen Herrscher Europas, sondern konkret an den Papst. Das Byzantinische Reich und sein Kaiser waren orthodoxe Christen – da die Seldschuken ein muslimisches Volk waren, erhoffe sich Alexios I. die Unterstützung des Papstes und der katholischen Christen im Kampf gegen die "Heiden".

Und tatsächlich erhörte Papst Urban II. den Hilferuf des byzantinischen Herrschers und rief im Jahr 1095 zum "Heiligen Krieg" auf, um die Seldschuken zurückzudrängen und im selben Zug Jerusalem für die Christenheit zurückzuerobern.

Gründe des Papstes:
Kirchenunion: Urban II. war an einer (Wieder-)Vereinigung der christlich-orthodoxen und der christlich-katholischen Kirche in Europa interessiert. Da das Byzantinische Reich unter Alexios I. christlich-orthodox war, erhoffte sich Urban II. eine Annäherung in dieser Angelegenheit und die Unterstützung des byzantinischen Kaisers.
Die Heilige Stadt Jerusalem für die Christen zurückerobern: Durch einen erfolgreichen Kreuzzug und die Rückeroberung Jerusalems würden die Christen nicht nur eine ihrer heiligsten Pilgerstätten zurückerhalten, auch das Ansehen und die Macht des Papstes würden größer werden.
Muslime zurückdrängen: Durch die Rückeroberung Jerusalems konnten die Muslime geschwächt werden.
Kirchlichen Einfluss in Europa stärken: Im Zuge des sogenannten "Investiturstreits" kam es im 11. Jahrhundert zu einer Spaltung der weltlichen und kirchlichen Macht im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Und auch in anderen Nationen gewannen die weltlichen Herrscher zunehmend an Macht. Durch den Aufruf zum Kreuzzug wollte Urban II. den kirchlichen Einfluss auf die weltlichen Herrscher wieder verstärken.
Der Papst hatte also nicht nur religiöse, sondern auch politische Gründe für den Ausruf des "Heiligen Krieges". Durch den Kreuzzug erhoffte er sich eine erneute macht-politische Stärkung der Kirche und des Papsttums.

1. Kreuzzug (1096–1099)
Einige Monate nach Papst Urbans II. Aufruf zum "Heiligen Krieg" versammelten sich 1096 Streitkräfte aus unterschiedlichen europäischen Ländern vor den Mauern der byzantinischen Stadt Konstantinopel, um sich dort auf den weiteren Kreuzzug in Richtung Jerusalem vorzubereiten.

Bei ihrem Vorstoß nach Kleinasien gelang es den Kreuzfahrern, die Seldschuken zu schlagen und sich einen Weg in Richtung Jerusalem freizukämpfen. Doch innerhalb des Heeres kam es immer wieder zu Streitigkeiten, und einige Truppen setzten sich von der Hauptstreitmacht ab und verfolgten eigene Interessen – zusätzlich zu den Verlusten in den Schlachten, wurde die Streitmacht so zunehmend kleiner.

1098 erreichten nur noch rund 20.000 Kreuzritter die Stadt Antiochia (heute die Stadt Antakya in der Türkei). Es kam zu einer monatelangen und schlecht organisierten Belagerung der Stadt, die die Kreuzfahrer nur mit Not und unter hohen Verlusten gewannen.

Von Antiochia aus schlugen sich die Kreuzfahrer bis nach Jerusalem durch und belagerten die Stadt im Jahr 1099. Und auch bei Jerusalem gelang es den Kreuzrittern, den Sieg zu erringen. Damit hatten sie ihr Ziel erreicht: Sie hatten Jerusalem für die Christenheit zurückerobert.

Doch die Einnahme der Stadt verlief sehr blutig. Bei der Plünderung durch die Kreuzritter wurden zahlreiche muslimische und jüdische Menschen getötet – schätzungsweise gab es rund 70.000 Opfer.

Die vier Kreuzfahrerstaaten
Neben der Stadt Jerusalem und seinem Umland, gab es noch drei weitere Gebiete, die die Kreuzritter im Zuge des Ersten Kreuzzuges im Küstengebiet des Heiligen Landes erobert hatten. Aus diesen Territorien wurden dann die sogenannten vier "Kreuzfahrerstaaten".

Zu den Kreuzfahrerstaaten zählten:

das Königreich Jerusalem
das Fürstentum Antiochia
die Grafschaft Tripolis
die Grafschaft Edessa

2. Kreuzzug (1147–1149)
Im Jahr 1144 wurde die Grafschaft Edessa angegriffen und von den Muslimen zurückerobert. Um diese Aktion zu rächen, rief Papst Eugen II. 1147 zum Zweiten Kreuzzug auf.

Dieser scheiterte jedoch schnell, hauptsächlich an der mangelnden Organisation und schlussendlich blieb Edessa muslimisch.

3. Kreuzzug (1189–1192)
Doch die Muslime gaben sich nicht nur mit der Rückeroberung Edessas zufrieden. Im Jahr 1187 gelang es Saladin, dem Sultan von Ägypten und Syrien, Jerusalem einzunehmen – die Heilige Stadt wurde wieder muslimisch.

Papst Gregor VIII. rief daraufhin zum Dritten Kreuzzug auf. Viele namentlich bekannte europäische Herrscher schlossen sich diesem Kreuzzug an, so etwa der römisch-deutsche Kaiser Friedrich Barbarossa, der französische König Philipp II. und der englische König Richard Löwenherz.

Doch trotz des Aufgebotes scheiterte auch dieser Kreuzzug. Barbarossa starb auf dem Weg nach Jerusalem und ein Großteil seiner Streitmacht kehrte um. Und auch Philipp II. und Richard Löwenherz konnten sich nicht gegen die Muslime behaupten. Schlussendlich war der einzige Erfolg des Dritten Kreuzzuges ein Waffenstillstand (ausgehandelt durch Richard Löwenherz) zwischen den Kreuzfahrern und den muslimischen Truppen unter Sultan Saladin.

4. Kreuzzug (1202–1204)
Anders als bei den ersten drei Kreuzzügen gab es für den Vierten Kreuzzug keinen akuten Anlass.

Ziel dieses Kreuzzuges war es, Gebiete in Ägypten anzugreifen, um dort die Macht des muslimischen Sultans zu schwächen.

Doch die Kreuzfahrer gelangten gar nicht bis nach Ägypten. Stattdessen endete der Kreuzzug mit der Plünderung der Stadt Konstantinopel durch die christlichen Kreuzritter.

Durch diesen Angriff verschlechterte sich die Beziehung zwischen der katholischen Kirche unter dem Papst und der orthodoxen Kirche in Konstantinopel gravierend.

5. Kreuzzug (1217–1221 / 1228–1229)
In der deutschen Geschichtsschreibung werden zwei einzelne Kreuzzüge zum Fünften Kreuzzug zusammengefasst.

Einmal der sogenannte Kreuzzug von Damiette 1217–1221, der die strategische Eroberung der ägyptischen Stadt Damiette vorsah, jedoch scheiterte.
Und zum anderen der Kreuzzug unter dem römisch-deutschen Kaiser Friedrichs II. 1228–1229. Nach dem Ersten Kreuzzug war der unter Friedrich II. wohl der einzige, den man zumindest teilweise als Erfolg werten konnte.

Kreuzzug Friedrichs II.
Anstatt erneut blutige Schlachten gegen die Muslime zu führen, die viele Opfer gefordert hätten, wählte Friedrich II. den Weg der Diplomatie. Er trat in Verhandlungen mit dem Sultan al-Kamil und konnte 1229 tatsächlich ein Abkommen aushandeln – den "Frieden von Jaffa".

Der Friede von Jaffa besagte Folgendes:

Die Christen erhielten die Städte Jerusalem, Bethlehem, Lydda und Nazareth. Dafür durften Muslime aber auch frei in diesen Gebieten leben und erhielten eine eigene Gerichtsbarkeit.
Die Muslime hingegen behielten die Herrschaft über den Tempelberg in Jerusalem. Dafür durften Christen den Tempelberg aber zum Gebet und der Andacht frei betreten.
Zusätzlich verpflichtete sich Friedrich II. dazu, sein Heer, die Ritterorden und auch die Kreuzfahrerstaaten davon abzuhalten, andere Gebiete unter der Herrschaft von Sultan al-Kamil anzugreifen.

Bis zum Jahr 1244 befand sich Jerusalem unter der Herrschaft der Christen, dann jedoch wurde die Stadt erneut von den Muslimen zurückerobert.

6. und 7. Kreuzzug (1248–1254 / 1270)
Als Folge der Rückeroberung Jerusalems 1244 kam es vier Jahre später, 1248, zum Sechsten Kreuzzug unter Führung des französischen Königs Ludwig XI.

Ziel des Kreuzzuges war es, die ägyptischen Städte Damiette und Kairo anzugreifen, um die Muslime zu schwächen. Danach sollte der Kreuzzug weiter in Richtung Heiliges Land ziehen und Jerusalem zurückerobern. Doch auch dieser Kreuzzug scheiterte.

Bis zum Jahr 1270 gelang es den Muslimen, weite Teile der Kreuzfahrerstaaten zu erobern. Und auch die letzten verbliebenen christlichen Gebiete um Antiochia und Tripolis drohten nun an die Muslime zu fallen.

Und erneut war es der französische König Ludwig XI., der den Siebten und letzten Kreuzzug anführte. Doch aus heute unerfindlichen Gründen griff das Kreuzfahrerheer nicht das Heilige Land an, sondern die nordafrikanische Stadt Tunis.

Der Angriff scheiterte verheerend, Ludwig XI. starb und damit war auch der Siebte Kreuzzug gescheitert.

Ende der Kreuzzüge
Nach dem gescheiterten Siebten Kreuzzug wurden die letzten Teile der ehemaligen Kreuzfahrerstaaten vollständig durch die Muslime zurückerobert. Alle durch die Kreuzfahrer erbauten Festungen und Verteidigungsanlagen wurden zerstört, um zu verhindern, dass sie bei eventuellen weiteren Kreuzzügen genutzt werden konnten.

Die letzte christliche Bastion im Heiligen Land war die Stadt Akkon, die im nördlichen Teil des Königreichs Jerusalems lag. Doch auch diese fiel im Jahr 1291 an die Muslime und damit hatten die Kreuzfahrer auch ihr letztes Gebiet verloren.

Folgen der Kreuzzüge
Die Kreuzzüge zählen als eine der dunkelsten Stunden des Mittelalters und hatten weitreichende Folgen. Die Christen führten Kriege im Namen Gottes, im Zuge derer zahlreiche Andersgläubige unterdrückt, verfolgt und getötet wurden.

Kreuzzüge – Tote
Aufgrund der Blutrünstigkeit der Kreuzzüge und der hohen Anzahl de Toten können diese Kriege nicht als die glorreichen Schlachten gesehen werden, die sie in den Augen vieler Kreuzfahrer waren. Viel mehr waren die Kreuzzüge eine humanitäre Katastrophe.

Genaue Daten zu den Opferzahlen sind nicht überliefert, doch laut Schätzungen sind durch die Kreuzzüge 1–3 Millionen Menschen ums Leben gekommen.

Folgen für Europa und den Nahen Osten
Die Europäer im Mittelalter konnten durch die Entwicklungen der Kreuzzüge tatsächlich profitieren. Es waren neue Handelsnetzwerke in den Nahen Osten entstanden und ein kultureller Austausch fand statt – die Medizin im Nahen Osten war damals sehr viel fortschrittlicher als in Europa.

Im Nahen Osten hingegen brannten sich die Kreuzzüge als ein Trauma in das gesellschaftliche Gedächtnis ein – noch heute werden beispielsweise westliche Staaten oft als "Kreuzfahrer" betitelt.

Übersicht der Kreuzzüge
KreuzzugDatumEreignisseErfolg
Erster Kreuzzug1096–1099Eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer. Errichtung der vier Kreuzfahrerstaaten.Erfolg
Zweiter Kreuzzug1147–1149Nach der Eroberung des Kreuzfahrerstaates Edessa durch die Muslime → gescheiterter Rückeroberungsversuch.gescheitert
Dritter Kreuzzug1189–1192Nach der Rückeroberung Jerusalems durch den muslimischen Sultan Saldin → Rückeroberungsversuch der Stadt unter dem römisch-deutschen König Friedrich Barbarossa, dem Englischen König Richard Löwenherz und dem französischen König Philipp II. scheiterte.gescheitert
Vierter Kreuzzug1202–1204Ziel: Ägypten zur Schwächung der Muslime. Endete aber mit der Plünderung des christlich-orthodoxen Konstantinopel durch die christlichen Kreuzfahrer.gescheitert
Kinderkreuzzug1212Menschen aus den unteren Gesellschaftsschichten machten sich auf den Weg nach Jerusalem. Ein Großteil wurde aber bereits auf dem Weg gefangen und versklavt.gescheitert
Fünfter Kreuzzug1217–1221 / 1228–1229Diplomatischer Erfolg Friedrichs II.: Vertrag mit Sultan al-Kamil → Jerusalem war wieder in christlicher Hand. Die Stadt wurde aber einige Jahre später wieder von den Muslimen zurückerobert.teilweise erfolgreich
Sechster Kreuzzug1248–1254Rückeroberungsversuch Jerusalems unter dem französischen König Ludwig XI. scheiterte.gescheitert
Siebter Kreuzzug1270Angriff Ludwigs XI. auf die nordafrikanische Stadt Tunis scheiterte.gescheitert



Quelle: Thorau, Peter (2012). Die Kreuzzüge. C. H. Beck Verlag./Studysmarter
Fabian
Nichts schockiert mich, ich bin Wissenschaftler