Komplettes Thema anzeigen 13.11.2024, 12:11
Indy2Go Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Hab mich die letzten Tage mal durch das gesamte Halloween-Franchise gearbeitet (einige von den Filmen sind auch echt Arbeit...) und damit jetzt endlich mal eine Bildungslücke schließen können. Hier mal ein paar Zeilen zu den jeweiligen Filmen (von schlecht nach gut sortiert):

Halloween: Resurrection
Okay, irgendwo kann ich die Leute ja schon verstehen, die sagen, dass der Film seinen Unterhaltungswert hat, wenn man ihn als Trash akzeptiert. Zumindest muss man sich echt nicht so durchquälen, wie durch andere Teile der Reihe. Aber er ist schon gewaltiger Nonsens ohne jeden Charme und die Eröffnungssequenz ist schon fast eine Unverschämtheit (vor allem, da der Film auch noch mit Jamie Lee Curtis beworben wurde).

Halloween II (2009, Rob Zombie)
Kann ich überhaupt nix mit anfangen. Der Film ist vulgär und unangenehm - was Horror an sich ja auch sein darf - verfehlt aber komplett, dem Zuschauer auch irgendwie einen Zugang zu bieten. Jede Figur ist einfach ein unausstehlicher Unsympath und über weite Teil wirkte der Film fast so, als würde man gar keine Geschichte mehr erzählen wollen, sondern bloß noch Gemetzeleien wahllos aneinanderreihen. Für mich zusammen mit "Halloween Resurrection" der mieseste Film des Franchises.

Halloween V: The Revenge of Michael Myers
Da kann man jetzt argumentieren, dass er eigentlich noch besser ist, als sein Nachfolger. Aber dass aus dem starken Cliffhanger am Ende des vierten Teils absolut nichts gemacht wurde, hat mir den Film schon ganz schön vermiest. Darüber hinaus bietet er auch nicht wirklich was, gefühlt ist er eigentlich nur ein Teaser für "Halloween VI"

Halloween VI: The Curse of Michael Myers
Irgendwie habe ich ja wenigstens noch ein bisschen Respekt vor dem Ansatz, die Hintergründe zu Michael Myers' Motiven zu erklären und die ganze Welt weiter auszubauen. Einen guten Film macht das aber halt trotzdem nicht, zumal Michael hier zu toterklärt und zu sehr zu einer dummen Schachfigur gemacht wird. Das nimmt der Figur für mich das Mysteriöse.

Halloween (2007, Rob Zombie)
Auch hier: Ich habe Respekt vor Rob Zombies Ansatz, tiefer auf Michael Myers' Psyche einzugehen und die Hintergründe mehr zu beleuchten, finde aber auch, dass die Figur dadurch verliert, weil ihr einfach das Mysteriöse genommen wird. Das Hauptproblem ist aber - wie auch beim Sequel - dass der Film nicht zu mir durchdringen will. Er ist einfach super unangenehm zum Schauen und die Figuren sind durch die Bank Drecksäcke, die keinerlei Zugang bieten.

Halloween H20
Der erste Versuch mit einer neuen Timeline, mit der im Sequel dann leider bloß noch Schindluder getrieben wurde. "H20" ist aber ein ordentlicher Film, ich mag Lauries Charakterzeichnung und bin ein großer Fan des Finales.

Halloween Ends
Für sich betrachtet fand ich den Film gar nicht so verkehrt. Das Problem ist halt, dass er als Sequel zu "Halloween Kills" (und besonders dessen Vorgänger) einfach 0,0 funktioniert. Laurie ist plötzlich glücklich und über alles hinweg, obwohl Michael auf freiem Fuß ist und sie ihre Tochter verloren hat? Das passt überhaupt nicht zu der Laurie, die im 2018er Film etabliert wurde. Und dann wird sie auch noch in den Hintergrund gerückt und statt dem Konflikt zwischen ihr und Michael haben wir ein Coming-of-Age-Drama um ihre Enkelin bekommen, das Michael Myers komplett in den Hintergrund rückt. Würde man alle Szenen mit Michael rausschneiden, wäre der Film für mich ein ordentliches Spin-Off (wonach er sich auch anfühlt), das einige Jahre nach Michaels Tod in einem alternativen dritten Teil der neuen Trilogie spielen könnte. So versagt der Film halt leider als Sequel. Trotzdem hat er spannende Ansätze und richtige starke Szenen - das Ende, wo es dann zum Showdown zwischen Laurie und Michael kommt - hat für mich doch einiges entschuldigt und die Eröffnungsszene fand ich ebenso großartig wie unangenehm.

Halloween IV: The Return of Michael Myers
Nachdem der Antholgy-Ansatz, dem man mit "Season of the Witch" (den ich aus diesem Grund auch mal bewusst weglasse) zu etablieren versucht hat, nicht aufging, musste Michael Myers halt zurück. Die Erklärung dafür ist recht blöde - vor allem dass Loomis auch einfach so überleben konnte. Aber als Guilty Pleasure mag ich den Film sehr. Vor allem das Ende ist großartig und hätte so viel Potential für die Teile 5 und 6 geboten, das leider komplett ungenutzt blieb.

Halloween Kills
Sicherlich eine "unpopular opinion", aber ich mochte den Film. Er ist nicht so clever, wie er es gern wäre, deshalb kommt die Message, dass Michaels bloße Präsenz das schlimmste in den Menschen hervorbringt, auch nur so bedingt rüber. Trotzdem finde ich den Ansatz spannend und mochte vor allem, wie der Film tatsächlich mal Michael ins Zentrum rückt und ihn einfach mal so richtig abgehen lässt. Laurie spielt in dem Film eine eher untergeordnete Rolle, weshalb der Streifen sich für mich eher wie so eine Art Intermission anfühlt.

Halloween II (1981, Rick Rosenthal)
Starkes, durchaus unterschätztes Sequel zum Original. Quasi ein Epilog, der direkt an den Vorgänger anknüpft - auch inszenatorisch, denn ich finde, er fühlt sich wirklich fast wie von Carpenter umgesetzt an. Besonders stark finde ich auch das Ende, das Michael Myers in meinen Augen als eine übernatürliche Figur bestätigt. Dass er mit Laurie verwandt ist, hätte ich dagegen nicht unbedingt gebraucht.

Halloween (2018, David Gordon Green)
Abgesehen von dem irgendwie unfreiwillig komischen Plot um die beiden Journalisten und dem schon echt enorm schwachsinnigen Handlungsbogen des Therapeuten, ist der Film für mich so ziemlich das perfekte Sequel für unsere Zeit. Hier hat man Michael Myers einfach mal mysteriös gelassen und das Verwandschaftsding ignoriert (weshalb in dieser Timeline auch bloß das Original beachtet wurde) und Jamie Lee Curtis fand ich auch verdammt stark. Credits auch für den großartigen One Take.

Halloween (1978, John Carpenter)
Es wäre gelogen zu sagen, dass sich der Film immer noch komplett an heutigen Standards messen lassen kann (natürlich), aber er ist immer noch verdammt atmosphärisch, hat eine bis heute ungeschlagene Eröffnungssequenz und ist einfach - zu Recht - ein Klassiker des Horror-Genres mit einem unfassbaren popkulturellen Stellenwert.
Marc S.
Bismarck biss Marc, bis Marc Bismarck biss.