Komplettes Thema anzeigen 14.08.2024, 20:15
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Betreff: Re: Der letzte Film
Operation Mincemeat - Die Täuschung

Die Mission, die das deutsche Oberkommando in die Irre führen sollte, spielte bereits 1956 in «The Man Who Never Was» in Ronald Neames inszeniertem Spionagedrama, basierend auf dem Bericht von Ewen Montagus, einem der Beteiligten, der die Operation Mincemeat niederschrieb. John Maddens Film stützt sich auf ein Buch des Historikers Ben Macintyre und ist mit Oscar-Preisträger Colin Firth besetzt.

1943 wollen die Alliierten die Nazis empfindlich treffen und planten die Operation Husky. Um die eigenen Soldaten an diesem Landungsort nicht zu verlieren, soll eine Täuschungsaktion die Deutschen überzeugen, dass der Einfall in Griechenland und auf Sardinien stattfindet.
Ewen Montagu (Colin Firth) und Charles Cholmondeley (Matthew Macfadyen) stellen ein irrwitziges Vorhaben vor, das Winston Churchills (Simon Russell Beale) Zustimmung bekommt. Im Zentrum ihres Plans: Ein Toter, den sie mit einer falschen Soldatenbiografie ausstatten, mit unechten Geheimdienstpapieren über dem Meer abwerfen wollen und anschliessend beten, dass die Leiche und damit auch die fingierten Hinweise in die Hände der Nazis gelangen. Einen wichtigen Part übernimmt die verwitwete Sekretärin Jean Leslie (Kelly Macdonald), die ein eigenes Bild als falsche Verlobte des fiktiven Majors William Martin beisteuert.

Dieser Film ist klarere Spionagearbeit, als etwa die James-Bond-Filme. Viele Szenen in dieser stilvollen Geschichtsstunde spielen in Innenräumen. Aufsehenerregende Stunts legen die Protagonisten hier zu keinem Zeitpunkt hin. Spannung und Dynamik kommen trotzdem auf, da der Regisseur und die Drehbuchautorin den Geheimdienstcoup gekonnt verdichten. Zudem gibt es eine feine Metaebene, auf der Bond-Erfinder Ian Fleming (Johnny Flynn), der tatsächlich an der Operation Mincemeat mitwirkte, als Erzähler über Wahrheit und Fiktion sinniert. Eindrucksvoll beweist der Film, dass es kein großes Feuerwerk braucht, um das Publikum zu begeistern. Selbst das Warten auf eine Nachricht kann ungemein spannend sein.

Während der Hauptstrang überzeugt, schwächeln die Nebenplots, die entweder zu bruchstückhaft oder aber komplett überflüssig sind. In letztere Kategorie gehört definitiv das nicht verbriefte Liebesdreieck, das einfach nur nach plumper Herzpolka schreit. Die Hauptgeschichte ist aufregend und für preiswerte 6,3 Millionen $ Produktionskosten ein absolut sehenswertes Militärdrama!

4 von 5 ⭐
Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert, das letzte Mal am 14.08.2024, 21:07 von FloW.