Komplettes Thema anzeigen 26.05.2024, 12:36
Indy2Go Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Furiosa

Gestern stilecht im Kornwestheimer Autokino gesehen und ich muss sagen, die teils ja doch recht verhaltenen Reviews kann ich so überhaupt nicht nachvollziehen. Im Gegenteil sogar, mich hat der Film komplett begeistert. Wer aber mit der Erwartungshaltung an den Streifen herangeht, er würde einfach nur versuchen die Nonstop-Action von "Fury Road" zu toppen, dürfte vielleicht wirklich enttäuscht werden. Für mich haben aber schon die Trailer klargestellt, dass uns George Miller hier ein bisschen mehr erzählen will, als nur Von-A-nach-B-Gehetze.

Nicht, dass "Furiosa" jetzt ein mit Handlung vollgestopftes Charakterdrama ist - dafür wären wir nun wirklich im falschen Franchise unterwegs - aber die Handlung umspannt einen Zeitraum von 15 Jahren, in dem wir nicht nur die Konflikte und Verluste der Hauptfigur kennenlernen, sondern auch einen weit tieferen Einblick in das Wasteland bekommen und endlich auch etwas von Gas Town und der Bullet Farm zu sehen bekommen. George Miller baut seine Welt hier auf intelligente Weise weiter aus und auch die politische Organisation der drei Wüstenfestungen wird erläutert.

Trotzdem kommt die Action aber nicht zu kurz und die großen set pieces können auch absolut mit der Action in "Fury Road" mithalten. Im Übrigen wird auch genauso auf "echte" Stunts gesetzt, die - genau wie beim Vorgänger (!) - sinnvoll mit CGIs erweitert werden. Und diese werden weder exzessiver eingesetzt noch sind sie schlechter als beim Vorgänger. Ironischerweise hat sie damals niemand gesehen/sehen wollen und "Fury Road" wurde zum Referenz-Actioner was practical effects angeht. Ich denke die auf Hochglanz polierten und seltsam übersättigten Trailer zu "Furiosa" (die ich trotzdem geil fand) haben da einfach bei ein paar zu lauten Leuten die falschen Knöpfe gedrückt.

Inhaltlich ist "Furiosa" eine klassische Rachestory mit einigen Überraschungen und einem wirklich boshaften-guten Ende. Chris Hemsworth als Schurke Dementus macht super viel Laune und klang in den OV-Trailern so überdreht, dass ich den Film unbedingt auch noch auf Englisch sehen möchte. Das Wiedersehen mit dem jüngeren Immortan Joe wiederum fühlt sich fast schon nostalgisch an, nach fast zehn Jahren Pause. Furiosa selbst wird dieses Mal ja bekanntermaßen von Anya Taylor-Joy gespielt, die auch einen super Job macht. So ganz sehe ich optisch zwar nicht, dass sie zu Charlize Therons Furiosa wird aber wer wen spielt, ist im Mad-Max-Universum ja eigentlich eh ziemlich Schnuppe. Insofern zählt da für mich sowieso nur die schauspielerische Leistung.

Die Laufzeit von 148 Minuten finde ich hier tatsächlich auch völlig gerechtfertigt. Wie gesagt, der Plot ist immer noch recht überschaubar, aber auch World Building und Action nehmen viel Raum ein, sodass eigentlich keine Langeweile aufkommt. Im Gegensatz zu "Fury Road" gibt es hier aber auch Verschnaufpausen zwischen den Action-Sequenzen und nicht wenige ruhige Passagen. Genau das dürfte einigen nicht gefallen weil der Vorgänger eben im wahrsten Sinne des Wortes permanent Vollgas gegeben hat aber ich für meinen Teil fand das auch recht stressig. "Fury Road" ist großartig und die Action schon jetzt legendär, aber mich stresst der Film auch immer ein wenig und irgendwann fühlt sich selbst die beste Action ein wenig beliebig an, wenn man dann zwei Stunden unter Dauerbeschuss steht.

Da war es mir doch ganz recht, dass sich so ein set piece auch mal langsam ankündigen und aufbauen kann und nicht der ganze Film daraus besteht. Für mich war der Mix mehr oder weniger perfekt, was ich nach der Erstsichtung eigentlich auch über den Film sagen möchte.
Marc S.
Bismarck biss Marc, bis Marc Bismarck biss.