Komplettes Thema anzeigen 08.07.2022, 23:31
Der Szenarist Abwesend
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Betreff: Re: Anne-Sophie Mutter spielt John Williams
Zitat von Part-Time:
Ich mag Geigen schon, und die Scores von Williams in Orchesterbesetzung und auch in kleinerer Streicherbesetzung sowieso, aber Geigen sollten in den weicheren Klang von Bratschen und Celli eingebettet werden.

Ich fand Anne-Sophie Mutters Reaktion auf die Frage von dem Moderator (die wahrscheinlich vor allem schmeichelnd gemeint war) einfach komplett daneben. Statt zu sagen, dass es eine Ehre für sie sei, mit Williams zusammenzuarbeiten, stimmt sie dem Moderator praktisch zu, dass er als Komponist von Filmmusik musikalisch unter ihr stehe, indem sie ihre Zusammenarbeit mit ihm rechtfertigt.

Und, da bin ich chauvinistisch: Ich schaue ihr auch nicht gerne beim Spielen zu. Vor 40 Jahren vielleicht. Vor 20 Jahren war Julia Fischer was fürs Ohr und fürs Auge. Heute bin ich komplett draußen.
Das macht deine Meinung sehr viel nachvollziehbarer. Danke dir für die Erläuterung, Part-Time.

Ich habe die Antwort von Anne-Sophie Mutter überhaupt nicht als überheblich empfunden. Der Moderator hat ja - überspitzt gefragt - ob sie sich in der Klassikwelt nicht dafür schämen muss, Filmmusik zu spielen, was ja tatsächlich ein Stigma ist (und dort gibt es ja auch Leute, die selbst auf einen Tschaikowski herabblicken, weil seine Musik zu schön und zu beliebt beim Publikum ist). Mutter antwortet, dass Williams über jeden Zweifel erhaben ist und seine Musik auch außerhalb der Filme für sich steht. Rechtfertigung höre ich also überhaupt keine heraus, sie widerspricht vielmehr dem, dass Filmmusik unter der Klassik zu stehen hat. Wenn ihre Reaktion von dort aber nicht sehr bescheiden wirkt, ist das denke ich hauptsächlich meine Schuld... Die Aufführung ist nämlich nur der zweite Teil der Sendung. Eine Stunde vorher gab es ein Interview mit ihr beim Morgenmagazin, wo sie genauer auf die Zusammenarbeit mit John Williams eingeht:

https://pdvideosdaserste-a.akamaihd.net/...00kbit.mp4

Bei etwa 2:24 sagt sie wörtlich, dass es eine "Riesenehre" sei, die Geige in John Williams Violinkonzert zu spielen. Ab 5:30 schmeichelt sie Williams dann auch sehr, und in beiden Videos nennt sie ihn wiederholt den "großen Meister".

Zum Rest kann ich nicht viel sagen, weil ich nicht aufs Äußere achte, wenn ich ins Konzert gehe. Das ist allenfalls ein netter Bonus, im Prinzip können die da gerne auch Quasimodo mit einer Geige hinstellen, solange mir die Musik gefällt. Ungeachtet dessen hat aber jede Frau, die in Würde altert und der nicht schon mit 40 das Botox aus den Ohren läuft, meinen tiefen Respekt.

Zitat von Pascal:
Über Geschmack lässt sich nicht streiten.
Das fasst es am besten zusammen.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 08.07.2022, 23:32 von Der Szenarist.