Komplettes Thema anzeigen 14.02.2020, 17:15
Indy2Go Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
All About Nina (2018)

Quasi das amerikanische Leinwand-Equivalent zur britischen Dramedy-Serie "Fleabag".

Die aussichtsreiche Karriere der aufstrebenden Komikerin Nina Geld steht im Kontrast zu ihrem chaotischen Privatleben, das stark von Bindungsängsten und posttraumatischen Belastungsstörungen gezeichnet ist. Dunkle Kapitel ihrer Kindheit verwehren es ihr, Menschen in ihr Leben zu lassen, Vertrauen aufzubauen. Stattdessen verliert sie sich in stetig wechselnden Liebschaften, was sie auch in ihren schonungslos ehrlichen Auftritten verarbeitet.

Dies kommt beinahe einem kleinen Geniestreich gleich, wo es dem Film auf diese Weise doch tatsächlich gelingt, dem Zuschauer über die intime Comedy der Protagonistin ein prekäres Thema leicht zugänglich zu machen. Regie- und Drehuch-Debütantin Eva Vives schafft den perfekten Spagat zwischen einem herzzerreißenden Drama und einer amüsanten Komödie, zwischen einem wertvollen Beitrag zur #MeToo-Debatte und ein paar echten Schenkelklopfern. So darf Hauptdarstellerin Mary Elizabeth Winstead auch mal eine Reihe von Prominenten (darunter Werner Herzog) beim Smoothie-Kauf imitieren.

Ihr Schauspiel darauf zu reduzieren wäre jedoch ein Frevel. Die beeindruckend komplexe Titelfigur Nina durchlebt hier beinahe jede erdenkliche Emotion, was Winstead mit so viel Authentizität und Klasse auf die Leinwand bringt, dass man fast vergisst, was für ein darstellerisch überraschend guter Partner ihr mit dem Rapper "Common" an die Seite gestellt wurde. Die Umschreibung "oscarwürdig" ist hier wahrlich keine Übertreibung.
Marc S.
Bismarck biss Marc, bis Marc Bismarck biss.