Komplettes Thema anzeigen 15.12.2019, 14:46
Indy2Go Abwesend
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Betreff: Der beste Film des Jahres 2019
Verehrte Indyaner,

nach einer Phase der zeitlich bedingten Abstinenz, melde ich mich - wenn auch erst mal nur sporadisch - zum Dienst zurück und komme meiner zuletzt vernachlässigsten Verpflichtung nach, den jährlichen Filmliebling der Forengemeinde zu ermitteln. Die Umfrage habe ich jetzt zunächst mal mit allem gefüttert, was mir nennenswert erschien. Gerne nehme ich noch entsprechende Ergänzungen vor - lasst es mich einfach wissen.

Ich mache mal den Anfang mit meinen Lieblingen des Jahres:

1. The Lighthouse
Selten ein so intensives Kinoerlebnis gehabt. Robert Eggers (den ich jedes Mal mit Roger Ebert durcheinander bringe ) spielt hier mit sämtlichen Erzählkonventionen, man empfindet in einer Szene Sympathie für eine Figur, die man zuvor noch gehasst hat - und zweifelt in der nächsten Szene daran, ob sie überhaupt existiert. Man verfällt beinahe gemeinsam mit den beiden Hauptfiguren dem Wahnsinn. Willem Dafoe und Robert Pattinson rocken das Ding und der eigenwillige Look (1,19:1 Bild, gefilmt auf S/W-Negative) verleiht dem Film seinen ganz eigenen Charakter und das beinahe quadratische Format unterstützt auch die beklemmende Atmosphäre enorm. Mal ganz davon abgesehen, dass die Bilder atemberaubend schön sind. 10/10

2. Once Upon a Time in... Hollywood
Tarantinos jüngster Streich funktioniert nicht für jeden, was ich auch völlig nachvollziehen kann: Der rote Faden kristallisiert sich recht gemächlich heraus, über weite Strecken hat man das Gefühl Stückwerk zu sehen. Ich allerdings feiere diesen Bruch mit den Erwartungshaltungen und gebe zu: Bei mir hat der Film thematisch genau einen Nerv getroffen. Gerade der Umgang mit dem Spaghettiwestern-Subthema hat mir sehr viel Spaß gemacht. 9,5/10

3. The Irishman
Ein dreieinhalbstündiges Mafia-Epos von Martin Scorsese mit Robert De Niro, Joe Pesci, Al Pacino und Harvey Keitel - dass dieser Film so 2019 überhaupt zu Stande gekommen ist, grenzt an ein Wunder. Auch wenn er für mich auf die große Leinwand gehört, wo ich mir auch nicht nehmen ließ, ihn zu genießen, bin ich ewig dankbar, dass Netflix für das Ding so viel Geld locker gemacht hat. Überraschenderweise funktioniert sogar die CGI-Verjüngungskur bemerkenswert gut, wo diese Technik für mich zuvor maximal suboptimal eingesetzt wurde. 9,5/10

4. One Cut of the Dead
Ein kleiner Sonderfall, wo der FIlm doch eigentlich schon 2017 erschien, seinen Weg aber erst dieses Jahr nach Deutschland fand. Wenn man die erste Hälfte durchsteht (und ja, die ist echt Arbeit) wird man mit einem super kreativen kleinen Film belohnt, der beweist, was mit einem beinahe nicht vorhandenen Budget doch so alles möglich sein kann. 9/10

5. Parasite
Für ein kleines Bisschen überschätzt halte ich ihn dann doch, Bong Joon-hos jüngsten Streich. Nicht zuletzt, weil der Film in meinen Augen ein gar nicht so unerhebliches Plot Hole hat. Nichtsdestotrotz hat mich der clevere Genre-Mix mit seinen komplett unvorhersehbaren Wendungen durchaus in seinen Bann gerissen. Auch der Cast wird diesem Werk ganz und gar gerecht. 8,5/10

6. Le Mans 66
...macht einfach unfassbar viel Spaß. Bale und Damon brillieren, Mangold liefert abermals perfekte Handwerskunst und der Film versetzt einen durchweg überzeugend in die Motorsportwelt der 60er. Auch wenn man - wie ich - nicht viel mit Autos am Hut hat: Hier ist es beinahe unmöglich, nicht mitzufiebern. Ich denke, diese schnörkellose Verfilmung einer amerikanischen Erfolgsgeschichte (!) kann auch bei den Oscars ordentlich abräumen. 8/10

7. Joker
Ein Bisschen dreist guckt er ja schon ab; bei "Taxi Driver" und "King of Comedy", den ich mir - zugegeben - erst im Nachgang angeschaut habe (und mittlerweile meinen Lieblings-Scorsese nenne). Aber eine Comicverfilmung im New-Hollywood-Gewand, ein dreckiges Psychogram, das einen Antagonisten zum Protagonisten macht, stellt in dieser Form schon eine kleine Revolution innerhalb des Genres dar, was die Frage rechtfertigt, ob DCs klägliches Versagen mit dem eigenen Cinematic Universe nicht etwas für sich hatte, wenn es solche Filme überhaupt erst ermöglicht hat. Natürlich liefert auch Joquin Phoenix hier komplett ab. Nur bei Zazie Beetz' Figur hätte ich mir dann doch etwas mehr Fingerspitzengefühl gewünscht. 8/10

Haut gerne auch mal eure Top 5, 10, 25, oder 1138 raus - wie ihr lustig seid... Ich bin gespannt!

Nachtrag:
Natürlich steht der neue "Star Wars"-Film erst noch in den Startlöchern, da dieser aber sicherlich seine Stimmen bekommen wird, habe ich ihn schon mitaufgenommen.
Marc S.
Bismarck biss Marc, bis Marc Bismarck biss.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 15.12.2019, 14:52 von Indy2Go.