Komplettes Thema anzeigen 20.09.2019, 01:06
Schimmi_Ruhrort Abwesend
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Betreff: Re: Das Boot
Zitat von treasurelane:
Off-Topic:
Also diese Sky-Serie habe ich gesehen und sie war einfach nicht mein Ding. Das war für mich nicht mehr "das Boot" sondern ein ziemlich brutales Kriegs-Thriller-Action Drama, in dem auch immer mal wieder eine U-Boot Besatzung vorkam. Hat für mich den ganzen Charme und auch den angesprochenen Klaustrophobie-Rahmen vermissen lassen.

Ich denke, man darf die Serie nicht mit dem Film vergleichen. Unabhängig voneinander betrachtet sind beide auf ihre jeweils eigene Weise gut.

Die Sache ist, dass in der neuen Serie die Buchheim Bücher "Das Boot" und "Die Festung" als Grundlage dienen und die Geschichten kombiniert wurden. Deshalb gibt es parallel verlaufende Handlungstränge, die auch vollkommen anders erzählt werden. Zudem soll sich die Serie mehr an den Originalromanen orientieren, als der Kinofilm, der laut L. G. Buchheim, außer dem Titel, fast nichts mehr mit seinem Roman gemein haben soll.

Ich denke, man darf die Serie nicht mit dem Film vergleichen. Unabhängig voneinander betrachtet sind für mich jedenfalls beide auf ihre jeweils eigene Weise gut.

Allen, die den Film von Petersen mögen, kann ich den UFA Film "Morgenrot" von 1933 empfehlen.

Darin wird die Geschichte von U21 auf Feindfahrt im Atlantik während des ersten Weltkriegs erzählt.

Der Film wurde aufgrund seiner ambivalenten Haltung zu Krieg und Heldentum kontrovers eingestuft, da er zwar zur Zeit der Weimarer Repubilk gedreht, aber erst wenige Tage nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten uraufgeführt wurde. Die damaligen Kritiken in der noch nicht gleichgeschalteten Presse waren unterschiedlich von pazifistisch bis kriegsverherrlichend. Dem Film wurde später angelastet, dass versucht wurde während der noch gedrückten Stimmung des verlorenen Krieges Heldentum zu neuer Mobilmachung zu nutzen. Dies kam dadurch, dass die Nationalsozialisten zu Beginn des zweiten Weltkriegs den Film erneut in einer Version veröffentlichten, in der der Klagedialog über die Kriegstoten herausgeschnitten und somit die eigentlich Kernaussage ins Gegenteil verkehrt wurde. Die eigentliche Aussage ist nämlich nicht Heroismus, sondern, wie auch in "Das Boot" eher die Sinnlosigkeit von Krieg und dem Sterben von vermeindlichen Helden.

Filmisch setzte "Morgenrot" nicht nur Maßstäbe für die damalige Kamera- und Tontechnik, sondern wurde Vorlage für spätere U-Boot Filme bis heute und prägte damit ein ganzes Filmgenre.
Wenn man den Film sieht, wird man schnell feststellen, dass Wolfgang Petersen sich bei seiner Fassung von "Das Boot" ebenfalls sehr stark daran orientiert hat.

Für mich ist "Morgenrot" ein tolles Film- und Zeitdokument, das man mal gesehen haben sollte..

Gruß Roland
Ich bleibe bei Individualismus und Originalität bevor ich eine schlechte Kopie des Originals werde!
Dieser Beitrag wurde 5 mal editiert, das letzte Mal am 20.09.2019, 01:44 von Schimmi_Ruhrort.