Komplettes Thema anzeigen 10.08.2019, 21:00
horner1980 Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Seit letzten Samstag habe ich mir was vorgenommen. Ich gucke jeden Samstag nur Filme, die ich auf DVD habe, aber schon lange nicht mehr gesehen habe. Gut, eigentlich fing diese Reihe unbewusst mit Titanic an, aber seit letzten Samstag ist es nun offiziell. Grinsender Smiley

Letzte Woche war es

THE FRIGHTENERS

Zuerst wollte ich mir den Directors Cut anschauen, aber als ich merkte, dass dieser keine deutsche Sprachausgabe hatte, wurde es dann doch die Kinoversion. Ja, wie ich den Film in Erinnerung hatte, machte er mir ganz viel Spaß. Der Humor war an den richtigen Stellen, genauso wie die leichten Gruselmomente. Sogar Spannung war vorhanden, und auch die teils herrlich schrägen Charaktere (allen voran der von Jeffrey Combs war total irre) passten sehr gut in den Film. Von allen Darstellern geht hier mein Lob an Michael J. Fox, der hier wunderbar den Spagat zwischen den Comedy-Szenen und den ernsteren Momenten schaffte. Gut, ab und zu erkannte ich in ihm Marty McFly, aber auch das passte gut zu seinem Charakter.
Die Musik von Danny Elfman war zwar in seinem typischen Burton-Stil, aber trotzdem extrem unterhaltsam und mitreißend. Ich finde, dass sie eins der größten der vielen Pluspunkte des Films war. Gehört meiner Meinung nach zu seinen besten flotteren Scores. Die CD muss unbedingt mal in meine Sammlung.
Der Film bereitete mir von Anfang bis zum Ende ein großes Vergnügen.

Heute war es dann dieser Film:

INTIMACY

Ich glaube, das war nun das zweite Mal, dass ich den Film gesehen habe. Ehrlich gesagt weiß ich auch nicht mehr, wie ich damals auf ihn gekommen bin.
Story ist im Grunde schnell erzählt: Ein Mann und eine Frau treffen sich jeden Mittwoch zum Sex. Dabei reden sie kaum ein Wort miteinander. Sie kennen nicht mal den Namen des anderen. Eines Tages, nachdem sie wieder bei ihm war, verfolgt er sie, und dringt dabei in ihr Leben ein, und freundet sich, ohne dass sie es mitbekommt, mit ihrem Mann an.
Der Film lebt von den beiden Schauspielern Mark Rylance, der mittlerweise sowas wie ein Lieblingsschauspieler von Steven Spielberg wurde und Kerry Fox, die hier eine unglaublich starke Leistung abliefern. Es wirkt nicht nur so, dass sie diese Charaktere spielen, nein, es wirkt so, als ob sie die Charaktere sind. Ihre gebrochenen Seelen sind spürbar, auch die Lust, die sie aufeinander haben ist für mich als Zuschauer fühlbar.
Im Grunde geht es hier aber nicht um die sehr freizügigen Sexszenen, bei denen ich überrrascht bin, dass das der Film nur ab 16 ist. Nein, es geht um zwei gebrochene Seelen, die in den gemeinsamen intimen Momenten ihre Probleme, ihre Sorgen ablegen. Obwohl, wenn man diese Szenen sieht, dann sieht man auch das jeweilige Zögern, bevor sie der Leidenschaft freien Lauf lassen. Das ist so interessant. Als ob beide Angst haben, ihren Alltag abzulegen, um sich einfach nur dem Moment hinzugeben. Damit fühle ich mich als Zuschauer auch nicht wie ein Voyeur, denn es geht selbst bei den Sexszenen nicht um die Sexszenen, wie gerade geschrieben, sondern um viel mehr. Da ist so viel in den Körperreaktionen zu lesen. Das ist einfach nur genial.
Ich fand es auch interessant, dass ich als Zuschauer erst sein Leben außerhalb der Treffen kennen lerne, und mit ihm auch die Tatsache, dass die unbekannte Frau, mit der er sich einmal in der Woche trifft, verheiratet ist und einen Sohn hat. Erst in der zweiten Hälfte des Films wechselt es sich, und plötzlich sehen wir ihr Leben aus ihrer Sicht. Diese Trennung ist für mich richtig gewesen. Warum kann ich aber nicht sagen. Es wirkt dadurch intimer, weil wir erst sie aus seiner Sicht kennen gelernt hat, bevor es zu ihrer Sicht wechselt. Der Wechsel ist übrigens brilliant. Er verfolgt sie wieder, und dann verliert er sie. Sie kommt aus einem Geschäft raus, und entdeckt ihn, der nach ihr sucht. Dann dreht sie den Spieß um, und verfolgt ihn mit einem amüsierten Lächeln, was aber dann vergeht, als sie sieht, dass er ins Lokal geht, in dem sie ihre Theaterstücke vorträgt, und wo ihr Mann öfters seine freie Zeit verbringt. Ihr Mann wird übrigens hervorragend von Timothy Spall gespielt.
Die Musik von Éric Neveux ist nicht groß im Vordergrund, aber das muss bzw das soll sie auch nicht. Dadurch unterstützt sie den Film umso mehr.
Ja, ein wirklich großartiger Film abseits der großen Blockbuster.
"Music is the most direct path to the human heart."

Steven Spielberg