Komplettes Thema anzeigen 03.09.2018, 16:59
horner1980 Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
I KILL GIANTS

Ein ganz wunderbarer Film, der entgegen seines Kinoposters kein Fantasy-Action-Blockbuster ist, sondern ein sehr bewegend erzähltes Drama. Okay, es gibt zwar minimale Fantasy-Elemente, aber diese geschehen nur in der Fantasie von dem jungen Mädchen. Dadurch wirkt Barbara, so ihr Name, anders, weil diese Fantasie für sie mittlerweile die Wirklichkeit ist. Sie baut Fallen für Riesen und macht sich bereit zum Kampf, denn sie glaubt, dass sie die Einzige ist, welche die Riesen besiegen kann. Man merkt aber von Anfang an, dass sie etwas belastet, und dass es etwas ist, unter dem die ganze Familie leidet. Es hat wohl was mit der Mutter oder Vater oder beide Elternteile zu tun, denn die große Schwester kümmert sich um alles. Von den Eltern fehlt jede Spur. Was genau los ist, wird erst im letzten Drittel verraten, obwohl man schon als Zuschauer schon längst die Vermutung hat. Das ist aber in Ordnung so, denn irgendwie versteht man Barbara dadurch viel besser. Sie versucht immer die Starke zu sein, obwohl sie, wegen ihrer Eigenart, von anderen Schülern gemobbt wird. Eigentlich, trotz der Schwester und ihrem Bruder, merkt man ihr an, dass sie sehr für sich lebt. Erst Sophie, ein zugezogenes Mädchen schafft es, eine Freundin für Barbara zu werden. Auch die neue Schulpsychologin dringt etwas zu ihr durch.
So entwickelt sich ein wirklich toller Film, der trotz seiner Ähnlichkeit mit "A Monster Calls" von J.A. Bayona, doch eigenständig genug ist.
Der Cast, vor allem die zwei jungen Mädchen, spielt wirklich außerordentlich gut. Die beiden wirken sehr verankert mit ihren Rollen. Madison Wolfe schafft es wirklich sehr gut, in einem Moment die starke Heldin, inkl. leichter Arroganz zu spielen, aber in einem anderen Moment dann wieder sehr glaubhaft zu zeigen, wie verletzbar sie doch ist. Sydney Wade, welche Sophie spielt, hat zwar einen etwas einfacheren Part mit ihrer Rolle, aber trotzdem muss man erst einmal so überzeugend eine solche Rolle darstellen. Ach ja, dazu ist es auch mal schön, dass man Zoe Saldana mal in einem Drama entdeckt. Das passiert meiner Meinung nach viel zu selten, denn das sie sowas kann, beweist sie in diesem Film. Aber irgendwie hüpft sie gefühlt von Blockbuster zu Blockbuster derzeit. Schade.
Ein großes Plus geht auch an die großartige Musik von Laurent Perez del Mar, welche sehr behutsam den Film vertont, inkl. eines wirklich sehr traurig, aber auch nicht ohne Hoffnung, geschriebenes Hauptthema. Für mich einer der besten Scores in diesem Jahr.
Ja, ein wunderbarer Film, der mich emotional sehr berührt hat. Echt eine große Schande, dass der nicht im Kino gelaufen ist.

PS: Das ist übrigens das Kinoposter, bei dem ich mir denke: Die Leute, welche die Idee für dieses Poster hatten, hatten überhaupt keine Ahnung, was die Handlung des Films ist.


"Music is the most direct path to the human heart."

Steven Spielberg
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, das letzte Mal am 03.09.2018, 17:26 von horner1980.