Komplettes Thema anzeigen 22.04.2018, 21:49
Aldridge Abwesend
Mitglied
Dabei seit: 13.08.2009
Wohnort: -


Betreff: Re: Der letzte Film
Kontrastprogramm...

Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben - Kubricks Kommentar zum Kalten Krieg. Der Gute konstruiert da eine fiese, kleine Versuchsanordnung, in der das Banale unweigerlich zum Fatalen führt. Gerade in der Darstellung menschlicher Unzulänglichkeiten führt Kubrick sehr schön den ganzen Wahnsinn von Wettrüsten und atomarer Abschreckung vor. Wunderbar exemplarisch wird das in der Sequenz durchdekliniert, in der Peter Sellers als britischer Offizier von einem leicht debilen Keenan Wynn gefangen genommen wird und erst mit dem Kleingeld aus einem Cola-Automaten den (vermeintlich) rettenden Anruf an den US-Präsidenten bezahlen kann. Herrlich. Ich habe ja normalerweise meine Probleme mit Kubricks Erzählweise. Der Mann inszeniert mir einfach zu verkopft, distanziert, ja geradezu steril. Doch hier funktioniert das Ganze im Zusammenspiel mit Terry Southerns absurden Beiträgen zum Drehbuch ganz wunderbar und gewinnt nochmals an Wirkung. Die Kirsche auf der Sahne sind dann die schauspielerischen Leistungen von Peter Sellers (gleich im Triple), George C. Scott und Slim Pickens. - 9 / 10



Der Schuh des Manitu - Extra Large-Version - Man mag ja zu Bully Herbig stehen, wie man will. Erst recht mit 17 Jahren Distanz zum großen Manitu-Hype. Aber ich muss ihm einfach zwei Dinge zugute halten: Zum einen haben er und seine Weggefährten von Christian Tramitz bis Sky du Mont einfach sichtlich Bock aufs hemmungslose Herumblödeln. Zum anderen erinnert das bunte Treiben im Wilden Westen mit seinen abwegigen Szenen und seinen wortspielenden Dialogen in den besten Momenten an die glorreichen Zeiten von Otto Waalkes, als noch Leute vom Kaliber eines Robert Gernhardt seine Zeilen schrieben. Der Schuh des Manitu brachte seinerzeit mit seinen flachen Gags, seinen aberwitzigen Tanzeinlagen und seiner hochwertigen Optik schon ein bisschen frischen Wind in die deutsche Sexkomödien-Ödnis. Dass es dabei auch Schwulenwitze setzt oder dass der gesamte Running Gag rund um den Indianerstamm nicht zündet - geschenkt. Der Film funktioniert bei mir heute noch genauso gut und genauso schlecht wie damals und hat sich sogar noch einen kleinen Nostalgiebonus verdient. Insgesamt wohlwollende... - 7 / 10