Komplettes Thema anzeigen 08.04.2018, 11:20
Aldridge Abwesend
Mitglied
Dabei seit: 13.08.2009
Wohnort: -


Betreff: Re: Ready Player One
Ready Player One - Im Grunde gibt es den vielen Kritiken nicht mehr viel hinzuzufügen. Ja, die Effekte von ILM sind sensationell. Ja, der Film ist eine schnelle Schnitzeljagd ohne Ruhepausen. Ja, damit bleiben die Charaktere leider auf der Strecke. Und ja, damit wiederum fehlt auf ganzer Länge der emotionale Unterbau. Bemerkenswert finde ich vielleicht noch zwei konzeptionelle Punkte, die sich aus der Buchvorlage ergeben. Ich mag es normalerweise nicht, ein Buch und seine Filmadaption haarklein zu vergleichen, denn beides sind unterschiedliche Medien, die sich voneinander emanzipieren müssen. Dennoch: Der erste Punkt wäre die Zeichnung der realen Welt im Jahr 2045. Der Film schafft es nicht so richtig, diese durchkommerzialisierte Informations-Dystopie, die dort herrschen soll, glaubhaft und spürbar auf die Leinwand zu bringen. Dafür sieht man davon zu wenig und dafür spielen auch erstaunlich wenig Teile der Handlung in der Wirklichkeit. Der zweite, wichtigere Punkt betrifft das Alleinstellungsmerkmal des Buchs: die 80er. Das Buch schaffte es erstaunlich gut, diese schräge Idee einer weltweiten komplett auf die 80er abgestellten Popkultur als Alternativen zur echten tristen Welt nachzuzeichnen. Der Film verbaut sich dies einerseits durch seine Beliebigkeit, denn es werden einfach nur wahllos bekannte Film- und Spielefiguren der 70er bis 90er in jede Ecke jedes Bildes reingedrückt wie Tausende mikroskopisch kleiner Eastereggs, die überhaupt keine Bedeutung haben. Und er lässt auch kein 80er-Feeling spüren, da die Oasis im synthetischen Cyber-Look à la Final Fantasy anno 2001 sowie mit modernen Überbelichtungen und Lensflares inszeniert wird. So hebelt die Filmästhetik jederzeit das Filmthema aus. Welche Chance der Film da vergibt, wird einzig in der Shining-Sequenz deutlich, in der er sich mal auf ein Element (bezeichnenderweise aus den 70ern) fokussiert und auch die Inszenierung anpasst. Sehr, sehr schade. Ok, Spielberg wäre nicht Spielberg, wenn es nicht hier und da noch ein paar nette Gags und ein paar hübsche Kinderdarsteller gäbe. Trotzdem liefert er mit Ready Player One auf seine alten Tage ein erstaunlich oberflächliches Abenteuer ab, das so auch von J.J. Abrams stammen könnte und das vielleicht in einem Zweiteiler - siehe die Neuverfilmung von Stephen Kings Es - besser aufgehoben gewesen wäre. Aufgrund der technisch überzeugenden Machart wohlwollende... 7 / 10


Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 08.04.2018, 11:28 von Aldridge.