Betreff: Re: Der letzte Film
Ready Player One
Spielberg wollte hier wohl so etwas wie den ultimativen Geek-Film erschaffen und es ist ihm in vielerlei Hinsicht durchaus gelungen. Die Actionszenen sind schlichtweg atemberaubend, die visuellen Effekte faszinierend (und oscarreif), die Story ist eine einzige "Von-Geeks-Für-Geeks-Veranstaltung" und es gibt mehr Zitate und Anspielugen als das Auge erblicken (und das Ohr erhaschen) kann.
Das Problem ist jedoch ein wenig, dass ich damit nicht wirklich zur Zielgruppe gehöre und mir der Spielberg, der historische Dramen dreht, im Grunde eher lieber ist. Die Story um eine Easter-Egg-Jagd in der virtuellen Welt OASIS bietet Spielberg zweifellos die Gelegenheit, seine unerreichte handwerkliche Virtuosität und sein visuelles Gespür bis auf das Äußerste auszureizen und eine ausgedehnte Sequenz, die unsere Helden unversehens in einen anderen Film transportiert, ist derart atemberaubend inszeniert und konzipiert (gerade weil sie KEIN Gimmik ist, sondern auch das Unterbewusstsein einer Schlüsselfigur bebildert), dass sie fast schon alleine das Eintrittsgeld wert ist.
Auf der anderen Seite sind die Charaktere, storybedingt, so stark an ihre virtuellen Avatare geknüpft, dass Spielberg seine zweite große Stärke, nämlich eine intime Nähe zu seinen Figuren aufzubauen, nur parziell ausspielen kann. Man staunt eher als das man fühlt. Eine Ausnahme gibt es jedoch: Mark Rylance. Er führt uns von Anfang an vor Augen, welch tragische Figur sein James Donovan Halliday doch ist und wieviel tieftraurige Melancholie sich im Grunde hinter der Genialität seiner Schöpfung verbirgt. Seine Auftritte sind wahrhaft magisch!
The trick, William Potter, is not minding that it hurts!