Komplettes Thema anzeigen 25.02.2018, 11:57
Lacombe Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Auch ich habe gestern "The Post" gesehen. In einem Saarbrücker CineStar am Startwochenende vor knapp 40 (so ist es!) zahlenden Zuschauern.
Spielbergs Film erzählt im Grunde zwei Geschichten. Natürlich geht es um das Thema Pressefreiheit und deren immenser Wichtigkeit für eine funktionierende Demokratie. Kaum eine Filmkritik weltweit, die es sich verkneifen konnte, auf Donald Trumps "Fake News" und "alternative Fakten" anzuspielen. Hier hat der Gute sicher eine dankbare Steilvorlage geliefert.
Ebenso wichtig ist allerdings die Geschichte von Kay Graham (grandios: Meryl Streep) selbst. An ihrem Beispiel wird gezeigt, wie es in der damaligen Arbeitswelt eine Art Segregation zwischen Männern und Frauen gab. Spielberg inszeniert Kay Graham immer wieder als Fremdkörper in den diversen Konferenzräumen, der von den "echten Profis", trotz (oder gerade wegen) seiner wichtigen Position so gut es eben geht ignoriert wird. Da wird sich auch schon einmal das Maul über ihre mangelnden Qualitäten zerrissen, und trotz ihrer Anwesenheit wird in der dritten Person von ihr gesprochen. Wenn sie sich letztenendes für die Veröffentlichung der Pentagon Papiere entscheidet, obwohl ihre Berater und Anwälte entschieden davon abraten, so wird die auch als rebellisch, emonazipatorischer Akt Kay Grahams inszeniert, die es einfach nicht mehr hinnehmen will, dass sie nicht für voll genommen wird und die deshalb diesen Moment der Autorität auch voll und ganz auskostet.
Fazit: Der Film reit sich nahtlos in die Reihe der letzten Spielberg-Filme wie "War Horse", "Lincoln" oder "Bridge of Spies" ein, die aufgrund ihrer Qualität (alle waren für der Oscar nominiert, inklusive "The Post"!) eigentlich viele Zuschauer verdienen würden, aufgrund des Zeitgeistes, der diese Art Kino ignoriert, wohl aber vor weitgehend leeren Kinosälen flimmern wird. Vor allem in Deutschland, wo dieses Phänomen sogar noch stärker zu beobachten ist als anderswo