Betreff: Re: Der letzte Film
Sicario - Der Gute-Laune-Film des Tages. Und als solcher eine Enttäuschung. Denn irgendwie habe ich mir von diesem hochgelobten Werk etwas deutlich Bedrückenderes, Dreckigeres und Härteres erwartet. Zunächst mal: Handwerklich kann man dem Streifen wirklich keine Vorwürfe machen. Denis Villeneuve inszeniert seine kleine Episode aus dem Drogenkrieg recht elegant. Das Ganze wird hübsch langsam erzählt und hergeleitet und mit tollen Bildern - etwa aus der Luft oder per Verfremdung als Nachtsicht-Aufnahme - versehen. Dabei ist die Kamera selten mittendrin, sondern hält stets eine gewisse Distanz zum Geschehen. Allerdings: Genau diese Distanz ist wenig hilfreich. Denn das Drehbuch von Taylor Sheridan selbst fällt ziemlich oberflächlich aus und ist dazu noch mit Klischees gespickt. Viel wird nicht erzählt, die Härte des Kampfs gegen die Kartelle ist nur in einzelnen Szenen erahnbar, und dass bei diesem Kampf die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen, ist eine so neue Aussage auch wieder nicht. Ein bisschen ärgerlich ist dann sogar, dass die naiv gezeichnete Hauptfigur natürlich die einzige Frau im Harte-Kerle-Reigen ist und eben diese Frau nicht wirklich einen Charakter erhält. In seiner sterilen Oberflächlichkeit mit dem gut versteckten Subtext hat mich Sicario sogar ein bisschen an Michael Manns übercoolen Miami Vice von 2006 erinnert. Mag man toll finden, mich hat´s latent genervt. - 6 / 10
Mission: Impossible - Rogue Nation - Angefixt durch den Trailer zum anstehenden Mission: Impossible - Fallout habe ich diesen Teil in die Zweitsichtung genommen. Und er hat genauso viel Spaß gemacht wie beim ersten Mal. Tom Cruise hat Regie und Drehbuch seinem Spezi Christopher McQuarrie anvertraut, mit dem er schon bei Jack Reacher zusammengearbeitet hatte. Und McQuarrie ist weniger ein Künstler (oder meinetwegen ein Auteur wie de Palma) als vielmehr ein versierter Handwerker. Als solcher weiß er ganz genau, welche Bauteile einen Mission: Impossible-Film auszeichnen und wie man diese möglichst pragmatisch zusammensetzt. Das Ergebnis ist ein straffer und schnörkelloser Agentenfilm, der mühelos zwischen Suspense-Szenen wie in der Wiener Oper, Action-Sequenzen wie die Motorrad-Jagd in Marokko und überzogenen Heist-Szenen wie im unterirdischen Wasserwerk wechselt. Die Story ist dabei einmal mehr egal, es gibt ein paar Bösewichte und einen McGuffin und viele Leute in schicken Klamotten und teuren Autos. Positiv fällt dabei auf, dass sich auch die Mission: Impossible-Reihe inzwischen eine kleine Film-Familie zusammengestellt hat, die bei jedem Teil aufs Neue für ein lautes und spaßiges Familientreffen zusammenkommt. Das alles muss so ein Streifen auch erst mal gekonnt auf die Reihe bekommen. Kleine Abzüge in der B-Note gibt es lediglich für das langgezogene Finale. 8 / 10
btw: Könnte Ilsa Faust eine entfernte Verwandte von Ilsa Lund sein? Beide kommen ja aus Schweden, sind mal nach Marokko gereist und ähneln sich wie ein Ei dem anderen...
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mal editiert, das letzte Mal am 12.02.2018, 08:52 von Aldridge.