Betreff: Re: Der letzte Film
Logan - Zweitsichtung und als solche beinahe noch packender als beim ersten Mal. James Mangold hat da einen durch und durch melancholischen Abgesang aufs Genre inszeniert. Dreht sich um Themen wie Verantwortung, Verlust und Schuld und hat mit seiner staubigen Trostlosigkeit und den entsättigten Farben deutlich mehr von einem (Neo-)Western im Stil von Unforgiven als von einem Superhelden-Film. Hugh Jackman und Patrick Stewart bekommen endlich die Gelegenheit, in gleich mehreren Kammerspiel-artigen Szenen zu brillieren und ihre eigene Rolle im bisherigen Latex-Reigen zu reflektieren. Während Jackman glaubhaft an seinen Superkräften zugrunde geht, liefert insbesondere Stewart als schuldbeladener, aber langsam in die Demenz abgleitender Professor Xavier reichlich Gänsehaut. Das alles wird dann selten, aber dafür umso ruppiger von einigen heftigen Gewaltausbrüchen unterbrochen. Das Splatterfest hätte es in den Actionszenen zwar nicht unbedingt gebraucht, letztlich unterstreicht es aber noch die recht gnadenlose Atmosphäre - und außerdem kriegt der Zuschauer nun erstmals so richtig gezeigt, was Wolverine mit seinen Adamantium-Klingen so anstellen kann. Das Drehbuch leistet sich lediglich eine Schwäche, nämlich durch den Auftritt der Farmer-Familie. Aber letztlich ist auch das ein bewusst gesetztes Westernelement, das einige starke emotionale Elemente ermöglicht. Der Schluss ist dann nur noch konsequent. Wenn man nun knapp 20 Jahre auf den ersten, zweifellos ebenfalls geglückten X-Men-Film zurückschaut und mit diesem Film vergleicht, dann haben die Mutanten im Kino echt eine lange Reise hinter sich.
