Komplettes Thema anzeigen 19.05.2017, 21:56
Stefan Jones Abwesend
Mitglied
Dabei seit: 04.02.2009
Wohnort: who cares


Betreff: 3D-Drucker (Infos, Hilfe, Projekte, Showroom)
Schon längere Zeit habe ich immer mal wieder Tests und Berichte über 3D-Drucker mit hohem Interesse verfolgt, z.B. Chip, PC-Welt, . Viele greifen darauf zurück, um Prototypen oder Master für ihre Props herzustellen, Konzepte wurden erstmal im 3D-Drucker angefertigt. In anderen Foren habe ich immer wieder Sachen wie "der Iron Man Helm kam heute frisch aus meinem 3D-Drucker" oder "Ja, ich habe den Prop in meinem 3D-Drucker probegedruckt und biete ihn jetzt auf shapeways an" gelesen. Die Augen sind dann noch größer geworden, als ich die Preise gesehen habe. Oft wurde dann gesagt, ich habe mal schnell meinen "Ultimaker" oder meinen "Makerbot" angeschmissen. Diese 3D-Drucker haben Preise im deutlich 4-stelligen Bereich und das ist ein Preis, mit dem ich für den Anfang nicht klar komme. Ohne Vorkenntnisse war das ein etwas zu hoher Einstieg. Auf eBay habe ich dann günstige DIY-Kits gesehen. Da findet man dann Drucker, die mit "Anet A8 3D Printer DIY i3 Upgradest High Precision Reprap Prusa 3d Drucker DHL" oder mit "2017 Verbesserte High Precision große Größe Reprap Prusa i3 DIY 3D Drucker DE" beworben werden und kosten um die 150¤. So einen habe ich mir gekauft und bekommen habe ich einen sogenannten Anet A8. Ein wenig Respekt vor dem Aufbau hatte ich schon, deswegen habe ich mich im Vorfeld durch unzählige Foren gewühlt und schonmal einiges an Tips und Hilfen zu diesem Drucker gefunden und sogar schon Teile bestellt. Einige davon konnte ich auch erst wieder einbauen, nachdem ich mir zusätzliches Werkzeug bestellt habe, einfach weil ich es nicht besser wusste Unschuldiger Smiley , aber dazu später mehr...

Grundsätzliches zu dem Prusa I3:

Bei dem Prusa i3 handelt es sich um einen quelloffenen FDM (Fused Deposition Modeling (FDM; deutsch: Schmelzschichtung)) 3D-Drucker. Er wurde im RepRap-Projekt hergestellt und gilt als der am häufigsten verwendete 3D-Drucker der Welt. Der RepRap ist ein 3D-Drucker, der für das Rapid Prototyping und Rapid Manufacturing verwendet werden kann und alle Kunststoffteile seiner Bauteile auch selbst herstellen kann (Autoreplikation). Der Name RepRap steht für Replicating Rapid-prototyper. Die Pläne für das Gerät und die nötige Software stehen unter der GNU General Public License.

Quelle: Wikipedia

Mein Anet A8:

Der von mir bestellte Drucker war ein billiges chinesisches Selbstbau-Kit mit billigen Teilen und den daraus resultierenden kleineren und größeren Problemen, aber er war bezahlbar und gab mir Gelegenheit, das Prinzip des Druckers durch den Selbstaufbau besser zu verstehen. Der Artikelstandort war in Deutschland mit kostenlosem Versand, also kein Stress wegen Lieferzeiten oder Zoll. Ich habe von dem Aufbau kein Video gedreht, habe aber auf der mitgelieferten SD-Karte Links zu Youtube-Aufbauvideos bekommen, die ich jetzt hier mit verlinke:

YouTube https://www.youtube.com/watch?v=J8tX-Kfb1og



YouTube https://www.youtube.com/watch?v=EB5Q3_sJ-Tk



YouTube https://www.youtube.com/watch?v=Ml1XGhJF4_E



Das Video ist teilweise fehlerhaft, so wird das Heizbett verkehrt herum aufgebaut und der Zahnriehmen wird unnötig falsch belastet, auch würde ich heute die Wellen nicht mehr so mit dem Hammer reinschlagen, wie in dem Video gezeigt Erstaunter Smiley Erstaunter Smiley . Auch die Wellenkupplungen der z-Achse (Z-Coupler) werden falsch eingebaut (Die Welle des Motors und die Spindel dürfen sich nicht berühren...).

Für den Aubau habe ich mir Zeit gelassen und habe damit ein Wochenende verbracht. Am längsten hat das Abziehen der Schutzfolie von den Acrylteilen gedauert
Einen der ersten Probedrucke des aufgebauten Druckers sieht man hier



Verbesserungen und Thema Sicherheit:

Wie schon oben erwähnt, ist der Kampfpreis für diesen Drucker auch ein wenig den günstigen Bauteilen geschuldet. Um den Drucker sicherer und besser zu machen, kann und sollte man diese Teile später in weiteren Schritten austauschen bzw. ergänzen.

Gleitlager: Die originalen Gleitlager sind kugelgelagert und sehr laut, außerdem mit einem gewissen Gewicht verbunden. Ich habe diese gegen Igus DryLin® RJ4JP-01-08 Lager ausgetauscht. Die Lager sind durch Sprengringe gesichert und können mit Hilfe einer Sicherungsring-Zange gewechselt werden. Das war übrigens eines der Werkzeuge, das mir fehlte Ausgetauscht habe ich bislang die Lager des Extruderausbaus und die des Druckbettes. Die Z-Achse habe ich bislang nicht ausgetauscht - eventuell werde ich mir dafür erst selber andere Bauteile drucken. Seitdem ist der 3D-Drucker deutlich leiser...

Die Wellen der X- und Y-Achse sind im Original nicht immer ganz gerade...ich habe mir dafür extra neue Präzisionswellen gekauft (Das Stück kostet etwa 7¤), dadurch läuft der Extruder besser und man sieht das auch im Druckbild

Die Kabel, Schraub- und Steckerverbindungen sind nicht so toll, deswegen habe ich mir eine Crimpzange und Aderendhülsen im Set gekauft

Die mitgelieferten Zahnriemen sind sehr starr, deswegen habe ich mir einen etwas besseren gekauft, der ebenfalls ruhiger und leiser zu laufen scheint, was wiederum der Verbesserung des Druckbildes zuträglich ist.

Im Auslieferungszustand ist das Druckbett mit Malerkrepp beklebt. Für den Druck im allgemeinen ist es wichtig, dass die erste Schicht besonders gut haftet. Ich habe mit einem UHU Klebestift am Anfang nachgeholfen, später habe ich mir eine Glasplatte aus Borosilikatglas gekauft. Wenn das Druckbett richtig ausgerichtet ist, dann haften die Drucke darauf prima.

Für den Anet A8 gibt es sehr viele Teile , die z.B. der Stabilisierung des mitgelieferten Acrylrahmens dienen sollen. Diese findet man z.B. auf http://www.thingiverse.com . Auch viele andere Upgrades wie Filamenthalter, Abdeckungen für die Elektronik usw sind dort zu finden...Ich habe mir einen Filamenthalter und Verbesserungen für den Rahmen gedruckt.

Zum Thema Sicherheit muss man unbedingt erwähnen, dass einige wohl Probleme hatten und es im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlich geworden ist. Einige haben sich deswegen ein sogenanntes [url=Metall-Oxid-Halbleiter-Feldeffekttransistor]Mosfet[/url] mit dazugebaut, eine Einheit, die zur Entlastung des Mainboards beim Betrieb eines Heatbeds bei einem 3D Drucker benutzt werden kann.Gut erklärt finde ich das auf diesen englischsprachigen Seiten: Add MOSFET’s to your 3D printer und Howto Connect your Hotbed (and or extruder) to a Mosfet . Ich selber habe bislang nur ein Mosfet bestellt und werde mir noch ein zweites zusätzlich bestellen um nach der Anleitung der ersten Seite beide anzuschließen.

Geplante Upgrades:

Eventuell werde ich mir noch ein paar weitere Teile zur Rahmenstabilisierung drucken. Wie oben erwähnt sind unbedingt die MOSFET Upgrades geplant. Eventuell noch einen Ein- und Ausschalter...bislang muss man immer den Stecker ziehen Erstaunter Smiley

Software:

Als Software ist ein sogenannter Slicer auf der mitgelieferten SD-Karte und ein paar Treiber für eine USB-Direktverbindung. Letztere habe ich noch nicht hergestellt, sondern trage lieber die auszudruckenden Modelle auf der SD Karte zum Drucker und lasse ihn von da an selber arbeiten. Ich will nicht den Computer die ganze Nacht anhaben müssen. Der Slicer ist die Software, die das auszudruckende Modell sozusagen in Scheiben schneidet und einen sogenannten gcode schreibt, den der Drucker verwendet, um das Modell schichtweise zu drucken. Mitgeliefert wird CURA in einer alten Version. Die neue lässt glaube ich keine Direktverbindung zum PC zu, hat aber bessere Einstellmöglichkeiten. Es gibt auch Repetier oder Simplify3D, letztere ist aber kostenpflichtig. Und natürlich gibt es noch viel viel mehr, aber das scheinen die bekannteren und am häufigsten genutzen zu sein.

3D-Modelle:

Wie oben schon erwähnt, suche und finde ich bislang die meisten Modelle auf Thingiverse, aber eine schöne Übersicht von Portalen liefert diese Seite: Kostenlose 3D-Drucker-Vorlagen (3D-Druckvorlagen) & STL-Datei-Downloads

Der erste 3D-Druck...

Vor dem ersten Druck muss das Heiz- bzw Druckbett genau ausgerichtet werden. Dies geschieht mithilfe der 4 Stellschrauben an jeder Ecke des Heizbettes. Die Schrauben werden solange verstellt, bis zwischen Druckbett und Extruder jeweils nur ein Blatt Papier passt. Es gibt Upgrades die ein Auto-Leveling mit einem Sensor zulassen, aber das ist mir momentan zu kompliziert. Teilweise benötigt man dann nämlich auch eine neue Firmware für den Drucker. Das Heizbett wird nun im Druckermenu vorgeheizt, das Filament nach Einleitung eingeführt, die .gcode-Datei geladen und dann druckt der Drucker auch schon los...Für mich war das ungeheuer aufregend und befriedigend, dass der Drucker tatsächlich was gedruckt hat ohne gleich in Flammen aufzugehen oder zu explodieren...

Probleme und Troubleshooting:

Trotz erster Erfolge hatte ich damit zu kämpfen, dass die Drucke nicht auf der Druckplatte gehaftet haben und sich während des Druckes gelöst haben. Die Ausdrucke waren nicht so, fein, wie ich das erwartet habe, der Drucker machte schlimme Geräusche, die Drucke dauerten 20 Stunden und länger. Dafür mussten viele individuelle Lösunge gefunden werden, auf die ich in späteren Postings bei Interesse eingehen werde.

Erstes Fazit:

Würde ich den Drucker wieder kaufen ? JA! Ich würde mir den Drucker auf jeden Fall wieder kaufen, weil die gemachten Erfahrungen von unschätzbarem Wert sind und einem ein relativ gutes erstes Verständnis von der Funktionsweise des 3D-Druckers ermöglichen. Allerdings habe ich nur die Schuhspitze in die Tür zur Welt des 3D-Druckes gestellt...Das ganze ist ein komplexes Zusammenspiel aus Elektronik, Mechanik, Software (-einstellungen) und Material. Wer also Spaß daran hat, hier hereinzuschnuppern, kann zu diesem Preis eigentlich nichts falsch machen. Damit sprechen wir allerdings ein Problem an: Die ganzen Upgrades etc summieren sich preislich ab er ebenfalls ganz schön. Summa summarum kann man sich dann auch einen teureren oder sehr teuren 3D-Drucker kaufen. Support darf man sich von den Billiganbietern auf eBay nicht erwarten. Selbst der Einsatz des Widerrufsrechtes und die gewünschte Rücksendung eines zweiten Druckers gestaltete sich lächerlich schwierig, unterm Strich habe ich aber gut abgeschnitten. Unbedingt darauf achten, was die Jungs in des Widerrufserklärungen als Rücksendeadresse angegeben haben! Da kann auch was chinesisches stehen... Peinlicher Smiley Peinlicher Smiley Die bislang gedruckten Teile sind teilweise erfolgreich, teilweise grottenschlecht. Hier muss man Geduld mitbringen und seine Erfahrungen sammeln. Mit so einem Kit kann man seinen Spass haben, aber out of the box funktioniert nicht alles auf Anhieb. Wer also nur einschalten und drucken will, für den ist so ein DIY-Kit nichts.
Ich würde mich trotzdem freuen, wenn ich einige neugierig gemacht habe und sich einige 3D-Druck interessierte hier mit dazugesellen und wir Erfahrungen und Ergebnisse miteinander austauschen können Thumbs up
Cells. Interlinked.
Dieser Beitrag wurde 4 mal editiert, das letzte Mal am 21.05.2017, 11:58 von Stefan Jones.