Komplettes Thema anzeigen 02.05.2017, 10:08
Aldridge Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Die Glorreichen Sieben (2016) - Preisfrage: Was haben wir in diesem Film über die sieben titelgebenden Charaktere erfahren? Antwort: nichts! Woher kommen sie, wohin wollen sie, was haben sie bislang erlebt, warum machen die bei der berühmten Dorf-Verteidigung überhaupt mit? Das sind so die Grundlagen einer Charakterentwicklung beim Geschichten-Erzählen. Und es sollte eigentlich das Pflichtprogramm sein, wenn man sieben Hauptfiguren in den Mittelpunkt stellt. Doch über die Rolle als reine Funktionsträger kommen die meisten Figuren in diesem Remake nicht hinaus. Im Fall von Denzel Washington und Ethan Hawke wird immerhin so etwas wie ein Hintergrund angedeutet, aber das war es dann auch schon. Das Traurige daran ist, dass sich dieses Remake damit überflüssig macht. Regisseur Antoine Fuqua spricht im Making of mehrere Male davon, dass er die Geschichte modernisieren wollte. Doch ist die Frage, worin die Modernisierung bestehen soll. Zugegeben: Die Bilder der gebotenen Western-Idylle sind wunderhübsch eingefangen. Und die Schießereien sind solide - kein Vergleich etwa zum Showdown in Open Range, aber dafür mindestens doppelt so lang (böse Zungen würden behaupten: Masse statt Klasse). Erzählerisch und schauspielerisch bewegen wir uns dagegen auf relativ niedrigem Niveau. Dass Chris Pratt nicht gegen Steve McQueen anstinken kann, ist natürlich klar. Aber das Drehbuch gibt ihm auch gar keine Gelegenheit, seinen Charme aus GotG oder Jurassic World nur ansatzweise auszuspielen. Gleiches Problem bei Haley Bennett, die eine wehrhafte Witwe geben darf, aber einfach keine starken Dialogzeilen in den Mund gelegt bekommt, wo man solche erwarten dürfte. Etwa 20 Minuten weniger Geballer, dafür wenigstens 10 Minuten mehr Charakterentwicklung wären hier ganz nett gewesen. So bleibt die Feststellung, dass das Original von 1960 zwar 10 Minuten kürzer ist als das Remake, aber die gleiche Geschichte deutlich besser erzählt.