Komplettes Thema anzeigen 30.04.2017, 10:48
Indy2Go Abwesend
Mitglied
Dabei seit: 16.01.2011
Wohnort: Xanadu


Betreff: Re: Doctor Who
Genau genommen hat Clara ja erst seit der achten Staffel eine wirkliche Identität. Davor war sie ein reines Plotdevice, so sehr ich sie auch mochte - eine im Grunde furchtbar ausgearbeitete Figur ohne Privatleben, ohne Wohnung, ohne Job. Das war alles sehr sehr halbgar. Mit Staffel 8 bekam sie dann endlich all das, was eine gute Figur eigentlich ausmacht: Ein glaubhaftes Leben. Da führt dann auch zu teils sehr gut geschriebenen Charakterentwicklungen, was die Serie sonst gerne Off-Screen abgehandelt hat. Natürlich ist es reichlich spät mit so etwas zu kommen, nachdem die Geschichte einerFigur eigentlich schon auserzählt hätte sein können, nachdem sie den ursprünglichen Zweck erfüllt hat. Aber rein vom schreibersichen Standpunkt aus betrachtet ist mit die Clara seit der achten Staffel deutlich, deutlich lieber.

Die gestrige Folge, "Thin Ice, fand ich übrigens trotz großer Stärken nicht so prickelnd. Sarah Dollard hat vor zwei Jahren eine Folge beigetragen, die im Fandom überraschend durchwachsen aufgenommen wurde. Viele kritisierten die Nähe zu "Harry Potter" und anderen Franchises, wo sich Frau Dollard sichtlich bedient hat. Ich fand, die Folge war generisch eine willkommene Abwechslung mit ganz hervorragend geschriebenen Dialogen und einer sehr ordentlichen Hinführung zum Finale (das dann umso stärker fortgesetzt aber leider schlicht enttäuschend aufgelöst wurde). Sarah Dollards neueste Folge dagegen beginnt recht stark und glänzt in den selben Kriterien wie auch schon ihre erste "Doctor Who"-Folge, enthält also auch eine tolle Dynamik zwischen den Akteuren, tolle Dialoge und wirkt - nebenbei bemerkt - auch recht teuer - aber den Plot haben wir allein in "Doctor Who" schon dutzende Male gesehen. Da wurde eben nicht nur die Prämisse geklaut, sondern gleich der ganze Handlungsverlauf samt klischeehafter Auflösung.

BTW: Ich weiß nicht ob Fernsehzuschauer zunehmend verblöden oder ob die Macher von Fernsehserien ihr Publikum einfach unterschätzen, aber dass mit Flashbacks auf die Bedeutung von Objekten hingewiesen werden muss, die man erst wenige Minuten zuvor gesehen hat - wie es auch bei "Thin Ice" der Fall war - macht mich zunehmend wütend. Man darf auch mal etwas Konzentration vom Publikum fordern.
Marc S.
Bismarck biss Marc, bis Marc Bismarck biss.