Betreff: Re: Doctor Who
Diese Euphorie um den Master (im Allgemeinen) kann ich generell nicht wirklich nachvollziehen. Roger Delgado hat die Figur in der Pertwee-Ära großartig verkörpert. Er hatte Charisma, strahlte eine gewisse Boshaftigkeit aus und hatte mit seinen ulkigen Decknamen und beschränkt-irrwitzigen Plänen dennoch das nötige Zwinkern - aber die Anzahl seiner Auftritte und die "Unnötigkeit" der Figur in den einzelnen Storys machten aus dem Charakter eine nicht mehr ernstnehmbare Parodie seiner selbst. Dass der Master in dieser Ära auch in nahezu sämtlichen Folgen wie ein Klotz am Bein wirkt, spiegelt sich in meinen Augen auch darin wieder, dass ein Großteil der Folgen mit Master deutlich schwächer sind, als ein Großteil der Folgen ohne Master.
Den Brutzel-Master in der Tom-Baker-Ära dagegen fand ich konzeptionell spannend. Leider wurde Peter Pratt so sehr mit Pappmaché zugeklebt, dass da so gar keine Mimik mehr durch kam aber die Folge mit ihm zählt meiner Meinung nach zu den besten TV-Folgen mit der Figur. Ab "The Keeper of Traken" gab es dann sogar einen ziemlich cleveren Handlungsbogen um den Brutzel-Master, dieses Mal gespielt von Geoffrey Beevers, der auch eine weitaus bessere Maske bekam. Leider sind diese Folgen - trotz an sich gutem Inhalt - unfassbar zäh.
Darauf folgten einige Folgen mit Anthony Ainley als Master. Leider war die Figur in allen absolut austauschbar. Die einzige Ausnahme: "Survival". Übrigens die letzte Folge der klassischen Serie und geschrieben von Rona Munro, die sich in der kommenden Staffel als erste Classic-Autorin an einer Folge versuchen darf. Auch "Survival" zählt für mich zu den besten Fernseh-Folgen mit dem Master und in ihr konnte Anthony Ainley auch endlich beweisen, wie perfekt die Rolle eigentlich für ihn ist.
Nach dreieinhalb Sekunden Screentime des Gordon-Tipple-Masters im TV-Movie durfte sich dann Eric Roberts im selbigen versuchen. Eigentlich mag ich ihn ja, aber in der Rolle hat er kläglich versagt - nicht zuletzt aber auch, weil die Figur rein vom Drehbuch schon absolut nichts vom Master hatte. Dann kam Derek Jacobi, der leider viel, viel, viel zu kurz kam und dann John Simm. Mit ihm hätte es toll werden können, aber mir ist die Figur zu aufgedreht und albern und die Auflösung des ersten Mehrteilers mit ihm zu schwachsinnig. Mit dem zweiten Mehrteiler, "End of Time" wurde es leider nicht besser. Im Gegenteil. Von daher war ich froh, dass Steven Moffat versprach, die Finger von der Figur zu lassen, weil er mit ihr - so wie ich - nicht viel anfangen könne. Und was macht dieser verlogene alte Schotte? Er tut das denkbar schlimmste. Er holt die Figur doch zurück und tut damit zugleich das denkbar schlimmste.
Ich finde die Staffelfinale übrigens nicht "megageil" oder "erstaunlich unbefriedigend". Ich finde eigentlich eher, dass nahezu alle recht durchwachsen sind. Das der ersten Staffel begann stark, wenn auch der Story Arc reichlich minimalistisch ausfiel, endete aber mit einer schwachen Auflösung. Das Finale der zweiten Staffel mochte ich insgesamt eigentlich, doch war mir da eine Spur zu viel unnötiges Drama. Finale Staffel 3: Siehe Aldridge, Finale Staffel 4: Zu laut, zu viel Drama, zu viele Figuren, zu wenig Story - aber ein paar schöne Momente. Das Finale der fünften Staffel ist in meinen Augen das einzig wirklich runde, da passte fast alles. Trotz des tollen Openers und ein paar grandios-skurrilen Momenten konnte das Niveau in Staffel 6 aber nicht gehalten werden. Das Finale von Staffel 7 hat ein paar unfassbar epische Momente, Fan-Service pur. Aber es ist eigentlich nur ein langer Teaser mit einer eher unlogischen Auflösung des Clara-Arcs. Das Ende von Staffel 8 begann großartig und konsequent, hatte aber doch eine arg pathetische Auflösung und ein paar wirklich dämliche Momente. Und was das letzte Finale angeht muss ich sagen, die erste Einzelfolge war schlicht perfekt, die zweite steht irgendwo zwischen "meh" und "atemberaubend". Den Western-Anfang fand ich absolut phänomenal, wie eigentlich alles bis zu einschließlich der Szene im klassischen TARDIS-Kontrollraum. Dann kippte es leider etwas; insgesamt finde ich aber trotzdem fast, dass es das stärkste Finale ist. Nicht so rund wie das von Staffel 5, aber Folge 1 und die ersten 25 Minuten von Folge 2 stellen so ziemlich alles in den Schatten.
Marc S.
Bismarck biss Marc, bis Marc Bismarck biss.
Dieser Beitrag wurde
1
mal editiert, das letzte Mal am 02.02.2017, 18:19 von Indy2Go.