Komplettes Thema anzeigen 17.12.2016, 03:16
Aldridge Abwesend
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Betreff: Re: Star Wars - Die Spin-Off-Filme
Disney hat ja doch - pardon! - Eier in der Hose. Rogue One ist ein dreckiger Sci-Fi-Bastard, der sich zumindest oberflächlich nicht sonderlich um das bleischwere Vermächtnis der OT schert und sein A-Budget in einer doch recht zackigen und eckigen Story verpulvert. Regisseur Gareth Edwards und den Leuten hinter dem Drehbuch gelingt dabei ein ziemlich schwieriger Spagat: Einerseits spulen sie eine hinlänglich bekannte Geschichte ab und bleiben dabei im Rahmen der von der alten Trilogie gesetzten Grenzen. Andererseits nutzen sie genau dieses Spielfeld doch so weit wie möglich aus und entwickeln die weit, weit entfernte Galaxie damit sinnvoll weiter. Ganz zu schweigen davon, dass Rogue One eine ganz eigene Erzählweise findet. Damit erweist der Streifen der Saga eigentlich den denkbar besten Dienst: Das Ding ist bekannt und doch neu, vertraut und doch fremd. Beinahe ein bisschen so, als könnte man bei Episode IV hinter die Kulissen schauen.

Die bislang aufgezeigten Kritikpunkte halte ich - mit einer Ausnahme - für vernachlässigbar. Soll heißen: Eine holprige Exposition und Längen im mittleren Akt konnte ich nicht ausmachen. Tatsächlich finde ich die Geschichte ziemlich stringent erzählt, wobei sich ein Baustein der Handlung sinnvoll auf den nächsten stützt. Und nicht nur das: Rogue One gibt der Neuen Hoffnung eine logische Herleitung und einen weiteren Hintergrund. Und er fügt dem ganzen Treiben, wenn auch in sehr homöopathischen Dosen, noch ein paar Elemente der Prequel-Trilogie hinzu, was die ersten sechs Filme nur noch mehr zusammenschweißt. Allerdings hätte ich gerade zur Mitte des Films gerne noch eine gute Viertelstunde mehr Zeit für die Charaktere, ihren Hintergrund und ihre Motivation gehabt. Die Figuren sind ausnahmslos toll besetzt und hätten es verdient, nicht nur wie reine Funktionsträger durch die Szenerie zu laufen. Insofern kann ich die Kritiken nachvollziehen, die einen vernünftigen emotionalen Unterbau für die Geschichte vermissen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Trotz des reinen OT-Anstrichs macht Rogue One all das richtig, was Episode VII im vergangenen Jahr falsch gemacht oder zumindest versäumt hat. Hier gibt´s eine logische Erweiterung der Saga mit einer eigenständigen Geschichte und einem verkraftbaren Anteil an Fanservice. Der Härtegrad ist erstaunlich hoch (also im Grunde das, was sich die Fans seit Jahrzehnten wünschen), die Actionszenen haben ordentlich Bumms, die Weltraumschlachten sind schlicht cool und das Ende angenehm... realistisch. Abzüge in der B-Note gibt es allenfalls noch für die beiden CGI-Wiederauferstehungen bekannter Charaktere. Beide sind nicht unbedingt nötig, einer in meinen Augen sogar relativ pietätlos, und die technische Umsetzung nicht ohne Makel (was umso mehr erstaunt, als dass ILM bereits vor zehn Jahren bei Fluch der Karibik 2 schon geniale Ergebnisse geliefert hatte). Der Soundtrack ist in meinen Ohren übrigens ok. Die Rebellenfanfare halte ich nicht für sonderlich gelungen, doch die Actionmucke ist dafür umso geglückter.