Komplettes Thema anzeigen 29.10.2016, 00:14
Aldridge Abwesend
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Betreff: Re: Der Musik Thread!
Shura - Nothing´s Real - Ach, auf meine alten Tage werde ich wohl weich. Früher hätte ich nie ernsthaft in Erwägung gezogen, eine Platte von Madonna & Co. zu kaufen (wobei - zugegeben - gerade die Madonna der 80er großartigen Pop abgeliefert hat). Nun also Shura. Ich war ja doch neugierig, was die junge Dame aus Manchester, die eigentlich auf den Namen Aleksandra Lilah Yakunina-Denton hört, so zu bieten hat. Einerseits gehört sie zu den jüngeren Electro-Künstlern der Insel, die doch recht hip und angesagt rüberkommen. Zum anderen aber sollte ihr Album-Debüt Nothing´s Real so klingen, als sei es direkt aus den 80ern rübergebeamt worden und als biete es einen schüchternen Blick ins Poesie-Album eines Teenie-Girlys. Tja, und was ist drin? Tatsächlich: Auf den ersten Hinhörer klingt Shura wie die junge Madonna, sowohl stimmlich wie musikalisch. Die Songs sind allesamt glattgeschliffene reinrassige Popsongs mit Kaugummi-Attitüde, eingängigen Melodien und leicht konsumierbaren Beats und Handclaps aus dem Drum-Computer. Der Eindruck mag vielleicht täuschen, denn Shura kommt normalerweise noch einen Tacken elektronischer und minimalistischer rüber. Doch hier lotet sie ganz bewusst das Spannungsfeld irgendwo zwischen Kim Wilde und Janet Jackson aus - und kann sich gegen Ende sogar einen Hauch Kate Bush nicht verkneifen. Beinahe schon eine kleine Studie über die 80er und ihren Plastik-Mainstream. Und als solche auch sehr empfehlenswert.

YouTube https://www.youtube.com/watch?v=IWBMdBOb7VM



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Oh Wonder - Oh Wonder - Auf das Alternative-Pop-Duo wurde ich aufmerksam, als ich nach Hörbeispielen für Shura gesucht hatte. Und das war echt ein Volltreffer. Dabei hatte Oh Wonder in den vergangenen beiden Jahren eigentlich schon einen kleinen Internet-Hype losgetreten. Schließlich hatten Josephine Vander Gucht und Anthony West monatlich einen neuen Song online gestellt und damit scheinbar den Nerv der Community getroffen. Obwohl die Lieder alle frei verfügbar waren, verkaufte sich das folgende Debütalbum auch noch sehr ordentlich. Und war der Hype gerechtfertigt? Völlig zurecht: Die Songs wirken auf den ersten Hörer eher zart und minimalistisch, irgendwo zwischen melancholisch und euphorisch pendelnd. Tatsächlich kriegt man die Melodien allerdings nicht mehr so schnell aus den Ohren. Und die einzelnen Tracks sind recht raffiniert arrangiert, so dass es mit jedem Durchlauf des Albums etwas Neues zu entdecken gibt - bis hin zu einer sehr effektiv eingesetzten Fahrradklingel. Schön auch, dass die Stimmen der klassisch ausgebildeten Vander Gucht und West in jedem Lied so gut harmonieren, da haben sich anscheinend zwei gesucht und gefunden. Im elektronischen Ansatz der Songs ist Oh Wonder vielleicht vergleichbar mit The XX oder Broods. Letztlich schmeichelt sich die Musik hier aber viel leichter ins Ohr und setzt sich umso hartnäckiger fest. Solche Elektro-Alt-Pop-Mucke läuft ja sehr schnell Gefahr, als Radio-Rotations-Futter zu enden, weil sie halt nicht wehtut und nicht anstrengt. Hier steckt aber deutlich mehr Substanz drin. Gerne mehr.

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Regina Spektor - Remember Us To Life - Um den Reigen voll zu machen, nun auch noch die neue Scheibe von Regina Spektor. Bei den zurückliegenden Alben der guten Frau Spektor wusste ich ja manchmal nicht so recht, ob sie nun verrückt ist oder genial. Irgendwas dazwischen auf alle Fälle. Wie ihre Schwestern im Geiste, nämlich die ganze Riege von Kate Bush bis Tori Amos, ist die Sängerin mit den russischen Wurzeln auch irgendwo ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk, dem man gerne auch auf schrägen Pfaden folgt (und besonders gerne auch dann, wenn sie sogar Songs von Jeff Lynne singt). Was bietet also die neue Platte vier Jahre nach der letzten (ziemlich gelungenen) Veröffentlichung? Im Grunde Spektor pur, denn gleich der erste Song ist einerseits wunderschön und besitzt andererseits doch reichlich Ecken und Kanten. Was dann allerdings beim Durchhören des gesamten Albums, insbesondere bei der Deluxe-Version mit den drei Bonus-Tracks auffällt: Die Sturm und Drang-Phase scheint vorbei zu sein. Zumindest musikalisch kommt Spektor etwas braver daher, die Balladen-Dichte ist gerade gegen Ende sehr hoch. Aber das muss kein Nachteil sein, denn jedes Stück entfaltet seine eigenen Stärken, angefangen mit hübschen Melodien, natürlich immer getragen vom Klavier. Umso markanter fallen dann natürlich Ausreißer auf wie zum Beispiel Small Bill$ mit etwas "Russen-Schick" im Refrain. Nicht weniger stark aber zum Beispiel Sellers of Flowers, bei dem sogar die Prager Philharmoniker zu hören sind. Lange Rede, kurzer Sinn: Regina Spektor - ob laut oder leise - ist immer ne Bank.

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