Betreff: Re: Film-Musik Thread
Kleine Musik-Empfehlung...
Collage - James Horner - Die Veröffentlichungen mit Horner-Werken reißen irgendwie auch nach seinem Tod nicht ab. Oder werden - so die leicht makabre, aber althergebrachte Logik der Plattenindustrie - gerade durch seinen Tod möglich. Collage jedenfalls ist ein Konzertwerk von Horner, das nun postum veröffentlicht wird, daher der Untertitel The Last Work, auch wenn uns die Tage noch The Magnificent Seven ins Haus steht. Da die sechs Collage-Tracks gerade mal eine Laufzeit von knapp 26 Minuten haben, wurde die CD noch angereichert unter anderem mit Neueinspielungen aus Wolf Totem, Aliens, For greater Glory und Iris. Dabei gibt es auch ein Wiederhören mit Mari and Hakon Samuelsen, die bereits bei Horners Pas De Deux dabei waren. Und zwei Tracks dem bislang unveröffentlichtem Doku-Score First in Flight gibt es auch. Collage wurde von der Score-Gemeinde nicht nur freudig aufgenommen. Die obligatorischen Meckerköppe kritisierten unter anderem das genannte Geschäft mit einem Toten oder das Recycling von altem Material (z.B. The Ludlows).
Die CD ist nun seit Montag mehrere Male bei mir durchgelaufen. Und ich muss sagen: großartig. Zunächst mal stehen altes und neues Material ohne irgendwelche spürbaren Brüche gleichberechtigt nebeneinander. Neuaufnahmen und Variationen etwa von Aliens oder Wolf Totem bieten dabei genauso viel zu entdecken wie die Stücke aus Collage oder First in Flight. Dabei muss ich zugeben, dass ich Return to the Wild aus Wolf Totem, Kitty Hawk aus First in Flight und Iris, Pt. 1 für die Höhepunkte des Albums halte - und eben nicht die Titel gebenden Collage-Stücke. Was es dabei zu hören gibt? Große "Überraschung": Horner pur. Die besagten Meckerköppe mögen argumentieren, dass sich Horner in vielen Punkten wie immer selbst recyclet, dass Collage mehr nach Filmmusik denn nach Konzertwerk klingt und dass die Wiedererkennungsmomente reichlich sind (tatsächlich klingen aus Collage reichlich The Wrath of Khan und Battle beyond the Stars heraus). Doch finde ich, dass Horner in den meisten Stücken zu alter Stärke zurückgefunden hat. Die Musik ist schlichtweg faszinierend und trägt einen als Hörer mit ihren Melodien und der Instrumentierung regelrecht davon. Das ist Musik zum Schwelgen, in der allerdings nicht einfach nur Hang zu Pathos und Wohlklang, sondern eben eine ganze Menge Können stecken. Es mag Komponisten geben, die Horner gerne mal - ansatzweise - kopieren. Aber so zielgerichtet und effektiv, wie der Meister selbst es auf dieser Scheibe zelebriert, kriegt es dann doch irgendwie keiner so recht hin (zum Beispiel White House Down von Harald Kloser und Thomas Wander - zweifellos sehr hübsch, aber hier reicht es nicht heran).
Lange Rede, kurzer Sinn: Nachdem ich von Horners Pas de Deux zuletzt etwas enttäuscht war, bin ich hier hellauf begeistert.
https://www.youtube.com/watch?v=L6zO5oaTLZs