Komplettes Thema anzeigen 17.09.2016, 00:24
Aldridge Abwesend
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Betreff: Re: Die letzte Serie
Red Oaks (Staffel 1) - Wirklich hübsche Coming-of-Age-Geschichte mit 80er-Jahre-Setting. Wie es sich gehört, ist das Wechselspiel von pubertären Hormonen und tiefschürfenden Lebensweisheiten in einem Country Club angesiedelt. Und gerade zu Beginn verneigt sich die von David Gordon Green und Steven Soderbergh produzierte Serie dann auch sehr tief vor ihren Vorbildern aus den 80er Jahren. Sprich: Es gibt reichlich Gekiffe, pralle Brüste und platte Sprüche, so dass wir uns gefühlt im Spannungsfeld zwischen Caddyshack und Police Academy (und Wunderbare Jahre) wiederfinden. Sogar eine Körpertausch-Folge darf da nicht fehlen. Im Verlauf der ersten Staffel wird dann aber mit zunehmender Laufzeit deutlich, dass wir erzählerisch doch in den 2010ern angekommen sind. Die Figuren sind authentisch gezeichnet, die ganze Geschichte bekommt immer mehr Tiefe. Und die Darsteller sind wirklich überzeugend, wobei Jungdarsteller und Altstars (darunter Richard Kind, Jennifer Grey und Paul Reiser) gleichberechtigt nebeneinander agieren. Sowieso fällt wohltuend auf, dass Red Oaks mit dem Halbstunden-Format zwar als Comedy-Serie vermarktet wird, die Geschichten aber keinesfalls verzweifelt dem nächsten Gag hinterher hecheln, sondern einfach entspannt erzählt werden und jeder Figur den nötigen Raum geben. Freue mich schon auf Staffel 2.

Ash vs. Evil Dead (Staffel 1) - Merkwürdige Serie - und das im positiven Sinne. Das Serien-Sequel zu den Tanz der Teufel-Filmen kippt grobschlächtigen Humor mit reinrassigen Horror-Elementen und absolut (!) übertriebenen Gore-Sequenzen in einen Eimer und rührt das alles einmal gut mit der Kettensäge um. Das mag den Fernsehzuschauer Anno 2016 irritieren bis enttäuschen, jedoch wird bei genauerer Betrachtung deutlich: Die Filme rund um Ashley Williams - insbesondere der zweite Teil - waren nicht sonderlich anders, sondern besitzen lediglich den Kult-aus-der-Jugend-Bonus. Zugegeben: Die Witze von Bruce Campbell sind so platt und vorhersehbar, dass der Gute beinahe schon ein bisschen nervt. Und sowieso mutet das alles so an, als habe sich Sam Raimi mit einigen guten Bekannten (darunter Lucy Lawless) ein kleines Hobby-Projekt für nebenbei gegönnt. Aber gerade das macht den Reiz aus: Die Beteiligten hatten offenbar Spaß daran, mal ordentlich die Sau rauszulassen und reinen Trash zu produzieren. Dabei hat mich im Staffelverlauf übrigens zunehmend das Gefühl beschlichen, dass ich hier nicht nur eine überkandidelte Evil Dead-Fortsetzung vor mir habe, sondern gleichzeitig auch die bessere Preacher-Verfilmung. Denn hier schlachtet sich Ash durch einen richtigen Roadmovie, begegnet auf seiner Reise lauter abgefahrenen Figuren und stellt popkulturelle Verweise neben doofe Sprüche und einige (wenige) sentimentale Momente. Der kleine dreckige Pulp-Fan in mir hatte durchaus seinen Spaß und würde gerne mehr sehen.