Komplettes Thema anzeigen 20.08.2016, 14:07
Aldridge Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Deadpool – Ein Glück, da hatte jemand die Eier, den Comic adäquat auf die Leinwand zu bringen. Deadpool ist schon ein besonderer Protagonist aus der der Superhelden-Sparte. Denn im Gegensatz zu Wolverine & Co. ist sich der entstellte Ex-Söldner in seinem Wahnsinn vollends bewusst, dass er eine Comicfigur ist und damit eben Comic-Abenteuer vor einem Publikum absolviert. Das führt in gezeichneter Form zwangsläufig zu zahlreichen Spielereien auf der Meta-Ebene und nicht gerade zimperlichen Action-Einlagen. Regisseur Tim Miller, der ursprünglich aus dem VFX-Bereich stammt, ist dann auch lobenswerter Weise das Risiko eingegangen, Deadpool genau so in die Filmform zu transferieren. Oberflächlich betrachtet hat das zur Folge, dass der Antiheld regelmäßig die Vierte Wand durchbricht und einen Witz nach dem anderen reißt. Tatsächlich nämlich wird die Rachestory nicht von realistischen Dialogen zusammengehalten, sondern bietet eigentlich nur die Plattform für eine schnelle Abfolge ironischer Sprüche und Kommentare. Das wiederum lädt jedoch zu einer wirklich witzigen und gutgelaunten Superhelden-Sause ein, die reichlich Spaß mit den Konventionen des eigenen Genres hat. Und gerade deshalb dürfte die rudimentäre Liebesgeschichte zwischen dem todkranken Wade Wilson und dem Callgirl Vanessa Carlysle auch so gut funktionieren. Das bunte Treiben lässt sich selbst von der in Flashbacks erzählten Origin-Geschichte nicht ausbremsen. Wenn es denn etwas zu bemängeln gibt, dann höchstens der Umstand, dass Deadpool einen ebenso wahnwitzigen Gegenspieler verdient hätte. Aber Ed Skrein gibt sich als Ajax zumindest Mühe. Was gibt´s noch? Ryan Reynolds hat sich den Erfolg nach einer beeindruckenden Reihe von Flops verdient und Morena Baccarin (zum Niederknien) endlich mal den Sprung ins Kino geschafft. Bemerkenswert, dass so ein ironisches Vehikel überhaupt so erfolgreich war.

Übrigens die dritte Zweitsichtung im Reigen. Die überkandidelten Comicsprüche fallen dabei noch stärker auf, dem Spaß hat das aber keinen Abbruch getan.