Ich würde jetzt sehr gern sagen, dass die Kritiker sich irren und "Suicide Squad" tatsächlich einen neuen Höhepunkt des Superheldenkinos darstellt. Doch leider kann ich es nicht. Zack Snyder machte mit "Man of Steel" einiges verkehrt, lieferte insgesamt aber einen ordentlichen Film ab. "Batman V Superman" stützt sich zwar auf einen aus dramaturgischer Sicht faulen Twist (der emotional aber völlig nachvollziehbar ist) und mündet in ein schwaches Finale, ist davon abgesehen aber - zumindest wenn man mich fragt - ganz großes Kino. Doch David Ayers Beitrag zum DCEU ist eine äußerst mittelprächtige Angelegenheit. Man kann den Film schon mögen, doch muss man es auch wollen.
Eines der Probleme des Films sind die vielen Figuren. Während Harley Quinn und Deadshot klar die am ausführlichsten behandelten Figuren der "Taskforce X" sind, stellen Captain Boomerang und El Diablo eher hastig abgehandelte Mitläufer da. Killer Croc, Katana und Slipknot dürfen sogar nur etwa so viel sprechen wie "Mr. Bean" in der Pilotepisode und spielen in dem Film somit faktisch gar keine Rolle. Deadshot bezieht seine Motivation aus dem wohl ausgelutschtesten Motivator überhaupt, der unschuldigen kleinen Tochter, um die er sich ja so gern kümmern würde und El Diablo ist der klassische reue zeigende, von seinem Gewissen geplagte Konvertit, der erst wieder überzeugt werden muss, seine Kräfte einzusetzen. Und Captain Boomerang, der ist der sture Einzelkämpfer, der erst im Verlauf des Films rafft, dass er alleine nicht weiter kommt. Einzig Harley Quinn braucht keinen stereotypen Charakter. Die funktioniert dank weitgehend gut geschriebener Dialoge und der tatsächlich sehr starken Margot Robbie einfach. Rick Flag, Anführer der "Suicide Squad" ist leider auch nur der treudoofe Klischee-Soldat, der erst am Ende rafft, dass er vielleicht doch nicht so ganz auf der richtigen Seite steht und seine Vorgesetzte, Amanda Waller, der Kopf hinter der "Taskforce X" ist Frank Underwood als Frau, nur kaltherziger. Die Entchantress war dann aber die größte Enttäuschung unter den Charakteren. Cara Delevingne ist tatsächlich keine üble Schauspielerin, was ihr ja aufgrund ihres eigentlichen Berufs gerne vorgeworfen wird. Doch ihre Figur und ihr Ziel sind doch sehr 08/15.
Generell ist der Film sehr eigenartig geschnitten. Die Vorstellung der "Suicide Squad"-Mitglieder durch Amanda Waller wird erst mal durch kurze Szenen mit den jeweiligen Figuren unterbrochen, sodass diese Szene sich ziemlich lange hinzieht. Bei den Vorstellungsfilmchen blinken auch alle möglichen Schriften auf, die Eigenschaften oder Tatsen der Charaktere auflisten. Ein netter Einfall, es wirkt aber so wild und bunt dass man meinen könnte, David Ayer wolle mit aller Gewalt DEN Superhelden-Kultfilm schlechthin realisieren, was sich auch im Soundtrack wiederspiegelt. Der ist tatsächlich sehr ordentlich, er beinhaltet sogar einige meiner Lieblingslieder, doch leider folgen die Musikmontagen teils dreisterweise genau aufeinander und wirken dadurch beliebig. Leider gibt's auch keine Szenen, die auf die Lieder zugeschnitten sind, wie es noch bei den Trailern der Fall war und oftmals werden Musikstücke auch nur für kurze Zeit angespielt und verkommen kaum hörbar im Hintergrund. Auch sieht man in den ersten Minuten einige Rückblicke, insbesondere im Bezug auf Dr. Harleen Quinzel und den Joker. Diese halten den Film auf, weshalb keine wirklicher Fluss entstehen kann. Für sich sind die Rückblenden zum Teil aber hervorragend. Was man von der Dramaturgie des Filmes aber leider nicht sagen kann. Der Streifen wirkt wie ein Fragment, ein unvollendetes Werk, so als hätten es einige Szenen nicht in das Endprodukt geschafft. Inzwischen glaube ich tatsächlich, dass man mit den Nachdrehs versuchte, einen anderen Film aus David Ayers ursprünglicher Vision zu machen.
Doch kommen wir nun mal zu den positiven Aspekten, denn ich halte "Suicide Squad" für keinen schlechten Film. Er macht genauso viel richtig, wie er falsch macht. Stilistisch ist das Ding sehr stark, gerade die besagten Rückblicke sind sehr schön inszeniert. Das Potential des Jokers wurde zwar sicherlich nicht ganz ausgeschöpft, doch ist Jared Letos Darstellung in der Tat ziemlich gut und auch das Konzept dieses Jokers erfrischend anders. Im Gegensatz zur "The Dark Knight", bekommt man den Joker hier auch in seinem Umfeld, in der "Unterwelt" zu sehen und versteht, wie sehr er die Kontrolle über sämtliche Kriminelle hat. Des Weiteren bekommt man auch...
Spoiler:
... meinen geliebten Ben-Affleck-Batman zu sehen. In nur sehr wenigen, sehr kurzen Szenen, doch wie Amanda Waller davon erzählt "jemandem" einen anonymen Tipp gegeben zu haben und man nach dem nächsten Schnitt das Batmobil sieht, das hatte schon was. Doch Batman ist nicht nur Teil zweier Rückblenden, demaskiert sieht man ihn auch in einer Szene nach dem Outro. Ein weiterer Zeitgenosse aus der Justice League sagt auch noch kurz hallo.
Insgesamt bekommt der Film von mir - schweren Herzens - nur etwas zwischen 5 und 6 Punkten. Gefallen haben mir Musik, Setting, Stil, teile des Casts und einige Rückblenden, schwach fand ich den Plot, den seltsamen Schnittstil und die unlogische Dramaturgie sowie die teils schon schwach geschriebenen oder blassen Charaktere.