Komplettes Thema anzeigen 08.08.2016, 13:20
Indy2Go Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Ghostbusters (2016)

Ich finde es schon ein wenig heuchlerisch, dass so viele Kritiker die Idee des weiblichen Casts immer wieder "originell" nennen. Versteht mich nicht falsch, mir persönlich ist es (Pardon!) scheißegal, ob die Protagonisten nun Männer oder Frauen sind. Ich bedaure zwar, dass auch das jetzt schon eine Gender-Frage ist, habe mit einem weiblichen Cast grundsätzlich aber kein (!) Problem. Doch was ist daran nun originell? Gillian Anderson und Emilia Clarke haben sich letztens um die Rolle des James Bond beworben, Joss Whedon forderte auf der Comic-Con einen weiblichen Doctor in "Doctor Who" und wer spielt nochmal Dr. Watson in "Elementary"? Originell ist daran gar nichts. Man hat einfach nur die Geschlechter getauscht.

Doch wie ist nun der Film? Im Grunde genau wie erwartet, nur schwächer. Paul Feig ist kein unfähiger Regisseur, wie gesagt. Gerade im Sitcom-Bereich hat er beachtliche Arbeit geleistet. Aber was eine gute Komödie ausmacht, hat er bis heute nicht verstanden: Tragik. Eine Komödie braucht Tragik. Was waren die Protagonisten des Originalfilms denn? Sie waren gescheiterte Wissenschaftler, die von der Welt nicht ernst genommen wurden. Tragische Figuren also. Der Hintergrund vom originalen "Ghostbusters"-Film ist ernst, zugleich aber wird das alberne Konzept den gesamten Film über durchgezogen. So funktionieren auch "Manche mögen's heiß" oder andere große Komödien-Klassiker. Paul Feig dagegen verlässt sich auf bloße Albernheit.

Obwohl ich Komödien à la "Kindsköpfe" oder - um mal bei Paul Feig zu bleiben - "Bridesmaids" verabscheue, können sie aber durchaus witzig sein. Wenn die Figuren dann aber nur mit verbrauchten Sprüchen, die weit unter der Gürtellinie liegen oder eher zum fremdschämen als zum Lachen anregen, um sich schleudern, dann kommt jede Hilfe zu spät. Und leider machen die Charaktere im neuen "Ghostbusters" genau das. Keine Tragik, kein ernster Hintergrund und nicht mal die Gags sitzen. Schade.

Ich kann Melissa McCarthy nicht ausstehen, da mache ich kein Geheimnis draus. Das liegt aber nicht an ihren schauspielerischen Talent, das liegt einfach daran, dass sie immer und immer wieder nur die selben zwei Rollen spielt: Entweder ist sie das naive Muttchen, wie in der Sitcom "Mike and Molly" oder eine unausstehliche [zensiert] mit lockerem Mundwerk. Ihre Rolle in "Ghostbusters" ist leider eine besonders nervige Variante von Letzterem. Auch hier: Schade, denn tatsächlich kann die Frau was. Genau wie ihr männlicher Kollege, Adam Sandler, macht sie nicht viel aus ihrem Talent. Dass Kristen Wiig auch nur die selbe Rolle spielt wie immer, macht sie Sache auch nicht besser.

Ich würde den Film wirklich gern mögen, kann es aber nicht. Von mir gibt's gut gemeinte 4 Punkte, da immerhin die Inszenierung ordentlich ist und der Look tatsächlich ganz cool kommt. Aber ansonsten stimmt da leider nicht viel.
Marc S.
Bismarck biss Marc, bis Marc Bismarck biss.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 08.08.2016, 13:25 von Indy2Go.