Betreff: Re: Der letzte Film
Batman v Superman: Dawn of Justice (Ultimate Edition)
Heute morgen bekam ich gleich eine WhatsApp-Nachricht von einem Freund, dem die Kinoversion des Filmes deutlich zu lang war. Schon nach dem Kino haben wir über die Laufzeit diskutiert, wir beide (beziehungsweise alle drei, die wir den Film angeschaut haben) waren uns einig: Der Streifen hat seine Längen. Doch ich war als einziger der Meinung, dass zusätzliches Material einen besseren (und ja: auch unterhaltsameren) Film aus "Batman v Superman" machen könnten. Und die 30 Minuten Material, die zur Ultimate Edition dazu gekommen sind, verbinden bisherige Szenen tatsächlich geschickter, auch beleuchten sie die Motivation der Figuren deutlich besser und machen zudem eines: Sie optimieren die Dramaturgie des Films. Der bisweilen schon sehr holprige Rhythmus der Szenen(folgen) ließ die Kinoversion beinahe wie ein Fragment, ein unvollendetes Werk, wirken. Davon ist jetzt nichts mehr übrig. Der Film wirkt jetzt wie eine flüssige Erzählung, er ergibt mehr Sinn, er reißt Subplots nicht willkürlich auf und er funktioniert rundum einfach viel besser. Und genau das war es auch, was der besagte Freund heute morgen in der Nachricht anerkennend zu Protokoll gab.
Doch leider ändert das alles nicht viel an der - in meinen Augen - größten Schwäche des Filmes: Dem Finale. Der Showdown ist nun etwas länger, in sich vielleicht auch tatsächlich stimmiger, doch weiterhin schlichtweg ermüdend. Nicht nur, dass der Film für mich gar nicht in ein großes Effektspektakel hätte münden müssen - es sieht auch einfach nicht gut aus. Versteht mich nicht falsch, ihr wisst ja, ich bin keinstenfalls ein CGI-Gegner, doch rote Energieblitze waren bestenfalls in den 90ern "cool", da können sie noch so gut gemacht sein. Generell wirkt das gesamte Finale für mich wie eine Kopie der finalen Konfrontation des Hulks mit Abomination in "Der unglaubliche Hulk". Grundsätzlich kein Beinbruch, aber bei virtuosen Action-Szenen wie der Befreiung Martha Kents durch Batman (für mich übrigens das absolute Batman-Highlight, nicht nur in diesem Film), kann so ein effekthaschendes CGI-Gewitter nur verlieren, egal wie viele Gebäude zerstört werden. Das Finale ist, da muss ich den "Hatern" tatsächlich recht geben, weder etwas Neues, noch besonders spannend inszeniert. Schade.
Doch inhaltlich macht der Film - gerade in der Langfassung - sehr vieles richtig. Im Gegensatz zum MCU, setzt man sich hier auch mal gründlich mit politischen Themen auseinander und verwendet sie nicht ausschließlich als MacGuffin. Auch finde ich den "Martha-Twist" keineswegs kritikwürdig. Ich sagte es schon einmal: Bruce Wayne ist ein Wrack. Der Tod seiner Eltern hatte zur Folge, dass er sich ein Fledermauskostüm überstreift und Nachts Kriminelle zu Brei schlägt. Etwas, dass ein solches Trauma hervorruft, darf auch ruhig dazu dienen, eine Figur mit dem Feind zu versöhnen. Davon abgesehen: Im Ultimate Cut (ich bin mir nicht mehr sicher ob's in der Kinoversion nicht auch so war) sieht man in der Martha-Szene einen Flashback; das letzte Wort von Thomas Wayne war "Martha". Das bestärkt die Wirkung dieses Schlüsselwortes (!) nochmal.
Auch das habe ich schon einmal gesagt: Ich finde Ben Affleck als Batman schlichtweg phantastisch. Dass er im Voraus harsche Kritik einstecken musste, finde ich in Anbetracht des "Daredevil"-Films sogar fast noch nachvollziehbar, aber wer jetzt noch sagt, er habe seinen Job nicht wenigstens gut gemacht, der kann sich nur nicht eingestehen, dass er "Batfleck" unrecht tat. Doch nicht nur Afflecks Darstellung, auch das gesamte Konzept von Snyders Batman gefällt mir extrem gut. Der dunkle Ritter ist hier schon 20 Jahre "im Dienst". Er ist verbittert, er greift zu äußerst rabiaten Methoden (Brandzeichen, Mord (und ja, es gibt außerhalb der Knightmare-Szene wenigstens einen direkten Mord)) und er scheint die Polizei voll im Griff zu haben. Des Weiteren liegen die Figuren Batman und Bruce Wayne sehr viel näher beieinander, als etwa bei Nolan. Genau so muss Batman sein! Und nun aber her mit dem Solo-Film!
Ganz amüsant fand ich auch ein YouTube-Video (das ich jetzt leider nicht mehr finde), welches mal Kampf-Szenen der Nolan-Trilogie mit der bereits angesprochenen "Batman v Superman"-Szene, in der Batman Martha Kent befreit, vergleicht. Ich mag die "Dark Knight"-Trilogie ja wirklich sehr, sehr gerne und klar - die Filme wollen, ganz im Gegensatz zu Snyders jüngstem Machwerk, realistisch sein. Aber, ernsthaft, gegen Afflecks Batman wirkt Bales beinahe wie eine Parodie. "Batfleck" ist schneller, brutaler, nutzt seine Gadgets häufiger und man nimmt ihm einfach ab, dass er auch wirklich so viel Kraft hat.
Marc S.
Bismarck biss Marc, bis Marc Bismarck biss.