Komplettes Thema anzeigen 07.06.2016, 11:44
Aldridge Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Der Marsianer - Wenn einer eine Reise tut - dann wird es meist abenteuerlich. So jedenfalls im Fall von Matt Damon, der sich als Astronaut Mark Watney alleine auf dem Mars durchschlagen darf. Das hätte nun ein knallharter und entbehrungsreicher Überlebenskampf mit einem verzweifelten und kurz vor dem Wahnsinn stehenden Protagonisten werden können. Ist er aber nicht. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Der Überlebenskampf ist schon irgendwie da. Aber die Hauptfigur nimmt´s pragmatisch, krempelt die Ärmel hoch und geht systematisch ein Problem nach dem anderen an, das sich auf dem roten Ödland ohne Versorgung von außen so stellt. Regisseur Ridley Scott greift dabei gleich zu mehreren inszenatorischen Kniffen, um die Weltraum-Robinsonade so lebendig wie möglich zu halten. Anders als beim 70er-Jahre-Kultfilm Silent Running gibt´s nämlich keinen weitgehend schweigenden und lange sinnierenden Hauptcharakter. Vielmehr darf Matt Damon in ein Video-Logbuch und damit quasi mit dem Zuschauer sprechen. Und das tut er reichlich und mit erstaunlich viel Humor. Insofern gibt´s ein Kino-Big Brother mit Matt im Container und deutlich schlaueren Sprüchen als im Fernsehen. Zudem schneidet Scott das Treiben auf dem Mars immer wieder mit den Rettungsvorbereitungen auf der Erde parallel. Apollo 13 trifft also auf Castaway. Dass der Protagonist immer einen lockeren Spruch auf den Lippen und für jedes Problem die richtige wissenschaftliche Lösung parat hat, mag dann vielleicht auch der größte Kritikpunkt am Film sein. Denn zuweilen wirkt das alles ein bisschen wie ein Wochenend-Trip in die Wüste. Aber genau das macht halt auch die Faszination an der Abenteuer-Geschichte und ihrem Protagonisten aus: Dem (Weltraum-)Ingenieur ist nichts zu schwör, so dass er mit Wissen und Optimismus so ziemlich alles schafft. Nicht umsonst hatten einige Kritiker den Film als "Top Gun für die Nasa" bezeichnet. Was dann noch fasziniert: Wie der stramm auf die 80 zugehende Ridley Scott mal eben so ein technisch perfektes, aber regelrecht leichtfüßiges Spektakel aus dem Ärmel zaubert.