Betreff: Re: Der letzte Film
Die City-Cobra - Intelligenter Großstadt-Thriller. Auteur Sylvester Stallone nimmt sich hier auf äußerst diffizile Weise des Themas Selbstjustiz an und diskutiert es exemplarisch anhand der zunehmenden Verrohung der Gesellschaft in der gesichtslosen amerikanischen Metropole. Getragen wird der Diskurs von außergewöhnlichen Schauspieler-Leistungen, die selbst kleinste Nuancen in der inneren Zerrissenheit der Hauptfiguren zwischen gesetzlichem Regulierungswahn einerseits und dem Recht des Stärkeren andererseits vor dem Hintergrund der Regierung Reagan und der in den 1980er Jahren aufkommenden Materialismus-Debatte erkennen lassen. Bemerkenswert dabei nicht nur die Zeichnung des Helden als quasi-archetypischer Einzelgänger US-amerikanischer Prägung mit juveniler Verlegenheit unter dem schwitzenden harten Kern, also als legitimer Nachfolger des bekannten Loner-Motivs aus dem klassischen Western. Nein, auch die Charakterisierung der Bösewichte als Architekten einer alternativen, vielleicht sogar besseren öffentlichen Ordnung, die jedoch nur mit Hilfe roher Gewalt umgesetzt werden kann, regt zum Nachdenken an und entlarvt den Zuschauer beinahe als Komplizen einer verführerischen, doch letztlich nur zu leichten Lösungsperspektive sozialer Problemfelder. Der griechisch-italienische Regisseur George Pan Cosmatos löst sich dabei bewusst von den Fesseln des neorealistischen Erbes seines teilweisen Heimatlandes und beweist einen sicheren Sinn für eine Inszenierung fern jeglicher Klischees. So lässt er selbst actionreichere Handlungselemente nie als reinen Selbstzweck erscheinen, sondern stellt sie selbst im beinahe exzessiv vor dem Zuschauer ausgebreiteten Finale anhand sorgfältig ausbalancierter Suspense- und Schock-Elemente in den Dienst von Handlung und Botschaft. Kluge Milieustudie, die der für ihre sozialkritischen Problemfilme bekannten Produktionsfirma Cannon Group ein frühes Denkmal setzt. Verdient, wie ich finde.
