Komplettes Thema anzeigen 16.05.2016, 22:36
Aldridge Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Rocky Balboa - Tief in der Vergangenheit verwurzelt - und dabei richtig gut. Das hat man auch nicht oft. Stallone beschwört im sechsten Teil noch mal die Anfänge der Reihe herauf und lässt sich erst mal eine Stunde Zeit, um seinen Helden und dessen Geschichte 30 Jahre weiter zu entwickeln. Rocky ist noch immer dort, wo alles angefangen hat und wo er im fünften Teil gestrandet ist. Aber er hat sich inzwischen ein zweites Leben aufgebaut und so gut es geht mit der Vergangenheit abgeschlossen. Bis sich eine neue Chance auf einen großen letzten Kampf auftut. Das alles erzählt Stallone mit einer gewissen Abgeklärtheit und Ruhe, die wohl mit dem Alter kommt (oder zumindest kommen soll) und in langen Dialog-Strecken reichlich Raum für das Spiel mit dem eigenen Mythos lässt. Als reizvollen Kniff gibt´s dann noch die Rolle der "kleinen Marie" aus dem ersten Teil, die hier erstaunlich groß aufgebaut wird (im fünften Teil sollte sie als Prostituierte gezeigt werden, doch landeten ihre Szenen glücklicherweise auf dem Boden des Schneideraums). So ganz perfekt ist dieses Comeback allerdings auch nicht, denn gerne hätte ich mehr über Rockys Gegenspieler Mason Dixon erfahren. Der scheint nämlich zumindest zu Beginn nicht so ein totaler Unsympath zu sein, doch irgendwie fällt seine Charakterzeichnung dann nicht sonderlich stringent aus. Dennoch sehr schöner später Boxerfilm, in dem noch mal alle Charaktere ihre Momente bekommen und Rocky auch nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwindet wie in Teil 5.

Wenn ich übrigens mal so die rausgeschnittenen Szenen aus Driven daneben halte, dann sind dort ebenfalls sehr lange und schöne Dialogszenen dabei. Hätte Renny Harlin aus dem Script von Stallone nicht so ein hippes Schnittgewitter gemacht, wäre dessen erster Comeback-Versuch sicherlich ganz gut mit diesem Beitrag vergleichbar gewesen.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 18.05.2016, 11:38 von Aldridge.