Betreff: Re: Der letzte Film
Alles steht Kopf (Inside Out) - Die totale Enttäuschung. Wollten heute mit unseren Kurzen einen lustigen Film sehen und hatten uns echt gefreut. Doch unsere Kinder (5 und 7) fanden den Film nicht lustig, sondern traurig. Am Ende waren sie regelrecht verstört über den Inhalt. Einige Szenen sind auch echt zu schwierig für Kinder, andere zu gruselig und...
Oha.

Falscher Rezensionsmodus, da habe ich mich wohl zu sehr von einigen Eltern beeinflussen lassen...
Ok, Pixar versucht sich an Psychologie und wagt sich in den Kopf eines kleinen Mädchens. Die Grundidee klingt dann auch Pixar-typisch kreativ - oder zumindest danach, was so als kreativ durchgeht beim Durchschnittspublikum: Fünf Gefühle sitzen da oben im Gehirnskasten am Steuer und wachen über kunterbunt visualisierte zerebrale Landschaften. Doch gerade das ist zunächst mal so gar nicht kreativ. Wenn knuddelige Figuren durch eine knuddelige Welt wandern irgendwo im Spannungsfeld zwischen Zauberer von Oz und Alice im Wunderland mit einem Schuss Tim Burton, dann übernehmen zunächst weder Freude noch Kummer die Führung, sondern ein sechstes Gefühl: Langeweile. Wohlgemerkt: zunächst. Denn die kitschige Quietschigkeit bzw. quietschige Kitschigkeit hätte der Film gar nicht nötig gehabt. Im Grunde transportiert Alles steht Kopf eine recht melancholische Geschichte darüber, was das Leben ausmacht und woraus es besteht. Und diese Stärken spielt der Film erst so richtig in seinen ruhigen - und dunklen - Szenen aus. Es wirkt beinahe ein bisschen so, als wenn der Regisseur Pete Docter (Monster AG, Wall-E) die ersten extrem existenzialistischen Minuten seines vorherigen Films Oben (Up) auf Spielfilm-Länge hätte bringen wollen. Hinzu kommen dann noch ein paar gelungene Miniaturen, etwa wenn Hauptfigur Freude eine Gedächtnis-Kiste mit Fakten- und Meinungs-Würfeln öffnet und feststellt, dass man beide Arten von Würfeln leicht verwechseln kann. Letztlich bleibt dann - zumindest für den erwachsenen Zuschauer - doch ein (nur leicht) zwiespältiger Eindruck: Das zuckrige Kinderfilm-Korsett engt den Film zu sehr ein. Und durch die Konzentration auf zwei Haupt- und drei Sidekick-Gefühle wird das Spiel mit der Psychologie viel zu stark vereinfacht. Aber vielleicht ist das auch wieder genau die richtige Verpackung, um den Inhalt an den Mann (und ans Kind) zu bringen...

Dieser Beitrag wurde
1
mal editiert, das letzte Mal am 15.02.2016, 00:45 von Aldridge.