Betreff: Re: Der letzte Kinobesuch - Die besten Filme 2016
Deadpool
Da "Dirty Grandpa", ein Film der mich im Hinblick auf De Niros Zusammenarbeiten mit Leone, Scorsese, Coppola und Co sehr traurig stimmt, anscheinend mehr Zuschauer ins Kino lockt, als "Deadpool" wurden wir gestern in den zweiten Saal verbannt. In so einem winzigen Kino war ich noch nie. Der Saal ist noch winziger als Kino 3, wo immer das Arthaus Programm läuft. Selbst dieser hatte nicht ganz 50 Plätze. Irgendwie fand ich das ja total super.
Nun aber zum Film. Ich bin ein wenig hin- und hergerissen. Obwohl ich einige Male laut loslachen musste, haben gefühlt nur ein Drittel der Gags gezündet. Die meisten Sprüche von Deadpool waren nur irgendwelche kindischen Vergleiche, getragen von Kraftausdrücken. Popkulturelle Anspielungen dagegen gab es gar nicht mal so viele. Mit der Brutalität hielt es sich eigentlich auch in Grenzen. Na ja, ich habe einen Tag zuvor "Reservoir Dogs" gesehen, ich war also abgehärtet. Die Handlung an sich ist im Prinzip dieselbe eines jeden Films, der einen noch nie auf der Leinwand erschienenen Superhelden behandelt. Lediglich die Origin-Story hat man dieses mal immer dazwischen geschoben, um gleich zu Beginn mit der Action loslegen zu können. Aber die Erzählweise "in der Mitte einsteigen, zwanzig Minuten zeigen, bis zum Anfang zurück spulen, bis zum bekannte Einstieg laufen lassen und dann die Handlung weiterführen" ist halt auch nicht neu. Positiv überrascht wurde ich dann, als Colossus und Negasonic Teenage Warhead eine Verbindung zur X-Men hergestellt haben. Man grenzt Deadpool also nicht von der X-Men aus, sondern ignoriert die "Origins-Wolverine"-Geschehnisse einfach. Tatsächlich wurden die besten Gags auch auf Kosten der X-Men gemacht: "Ich bringe dich jetzt zum Professor!" - "McAvoy oder Stewart?" oder "Warum treffe ich hier immer nur euch beide an, kann sich das Studio keinen weiteren X-Man leisten"

Nett waren auch die anfänglichen Fake-Credits: "Regie: Ein überbezahlter Honk", "Drehbuch: Die wahren Helden". Die vierte Wand hat Deadpool - wie zu erwarten - einige Male gebrochen. Aber auf relativ unspektakuläre Weise. Kurz: Ich fand den Film recht erfrischend, auch wenn er wenig Neues präsentiert, hatte mir aber mehr erhofft. Treffsicherere Gags, eine etwas innovativere Handlung, kein Ryan Reynolds - in Ordnung, bleiben wir Fair: Er hat tatsächlich gepasst - und einfach ein bisschen mehr Verrücktheit. Ghetto-Teenager-Ausdrücke reichen da einfach nicht.
Marc S.
Bismarck biss Marc, bis Marc Bismarck biss.
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mal editiert, das letzte Mal am 14.02.2016, 12:41 von Indy2Go.