Komplettes Thema anzeigen 16.11.2015, 17:17
Aldridge Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Ein Sommer in Barcelona - Ich erwische mich doch jeden November dabei, dass ich mir genau einen (1!) öffentlich-rechtlichen Herzschmerz antue. Muss wohl am tristen Wetter liegen. Vergangenes Jahr war es ein Trip mit dem Traumschiff in die VAE und nun habe ich einen kleinen Abstecher nach Katalonien gemacht. Die Inhaltsangabe des aktuellen Beitrags aus der "Ein Sommer in"-Reihe liest sich schon mal ganz schrecklich: Blondes deutsches Engelchen namens Lisa will den vollbärtigen Spross einer spanischen Privatbank-Dynastie namens Emilio heiraten. Doch dann kommt Oma Ingeborg, eine gestandene Alt-Achtundsechzigerin, aus Deutschland angeflogen, funkt der stockkatholischen Mischpoke ordentlich dazwischen, bringt ein dunkles Familiengeheimnis ans Tageslicht - und sorgt ganz nebenbei dafür, dass sich Lisa in Strahlemann Pablo, den Cousin des zukünftigen Ex-Bräutigams und gleichzeitig als aufrechter Anwalt der Nestbeschmutzer der reichen Unsaubermänner, verliebt. Das Ganze sieht dann zunächst auch so aus, wie es sich anhört: Die Postkartenmotive aus Barcelona habe ich mir noch gefallen lassen, nicht zuletzt aufgrund des Widererkennungswerts aus dem vorvorvorletzten Urlaub. Doch als sich die Hauptfiguren dann in der Vor(vorvor)zeige-Villa am Pool versammelten, hätte ich angesichts der tatsächlichen finanziellen Situation im Land beinahe schon abgewunken. Warum ich trotzdem drangeblieben bin? Nun, habe ich die Postkartenmotive schon erwähnt? Nein, im Ernst: Der Film stimmte mich zunächst schon mal versöhnlich, als dann doch die immense Jugendarbeitslosigkeit Spaniens erwähnt wurde. Ganz angenehm geerdet fand ich auch die Figur der von Sabine Postel gespielten Revoluzzerin. Und das oben genannte Familiengeheimnis reichte bis in die Franco-Ära zurück und stand so wenigstens mit einem Bein in der Realität. Dazu gab´s dann noch ein, zwei nette Szenen, etwa wenn die linke deutsche Oma mit dem konservativen spanischen Bankdirektor einen Joint raucht und die Internationale singt. Der Film bricht seinen ZDFigen Märchencharakter also immer mal wieder durch ein paar nette Zwischentöne und liegt damit sicherlich über dem Durchschnitt. Kann man sich mal geben - und macht Lust, gleich einen Flug zu buchen.