Komplettes Thema anzeigen 30.09.2015, 20:03
Indy2Go Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Othello

Endlich bin ich auch in den Genuss dieses Orson Welles-Filmes gekommen. Fast vier Jahre hat der Gigant daran gearbeitet. Der Grund dafür: Er finanzierte den Streifen selbst, da er nach der Verstümmelung seines letzten Hollywood-Films, "Die Lady von Shanghai", nicht mehr für die Traumfabrik arbeiten wollte. Da immer wieder das Geld ausging, musste Welles den Dreh mehrmals pausieren und als Schauspieler arbeiten, um das nötige Kleingeld zu verdienen. Ungeachtet der eigentlichen Qualität des Films, ist verblüffend, wie nahtlos das Ganze wirkt. Doch auch Welles' übliche künstlerischen Kniffe kommen hier keineswegs zu kurz. Einer Shakespeare-Adaptation entsprechend, sehen wir hier regelmäßig besondere, meist metaphorische, Details im Bild. Als wäre ein Erzähler anwesend, der jeden Moment etwa den vorbeifliegenden Krähenschwarm beschreibt und ihn als Zeichen des Todes deutet. Obwohl man dem Film die zahlreichen Improvisationen durchaus ansieht, hat er eine schöne theatralische Atmosphäre, die bei einer teuren Hollywood-Verfilmung wohl gar nie entstanden wäre. Ein weiterer großer Film.
Marc S.
Bismarck biss Marc, bis Marc Bismarck biss.