Betreff: Re: A.I. - und andere künstliche Intelligenzen im Kino
Zitat von Aldridge:
Ich bin mir bislang noch unschlüssig, wie ich das zweite Drittel des Film bewerten soll. Die Story spielt ja in einer Welt der Überbevölkerung und Klimakatastrophen. Davon sieht man aber nichts. Der Part hätte also deutlich düsterer ausfallen können, selbst wenn man die Geschichte durch die Augen Davids erlebt. Das Fleischfest und Rouge City wirken da noch viel zu brav - und eben mehr wie ein Wunderland als wie ein "reales" Szenario. Weißt du, wie viel davon auf Kubrick zurück zu führen ist und wie viel auf Spielberg?
Die Originalkonzeption, bis hin zum Pinocchiomotiv stammt komplett von Kubrick. Die Sache war von Anfang an als poetisch, philosophische Märchenstory angelegt und nicht als dreckig, düstere Zukunftsvision (wie man sie beispielsweise ein Jahr später in "Minority Report" sehen würde). Den Begriff "Wunderland" würde ich dennoch hier nicht verwenden, da diese Märchenwelt, wie alle Märchewelten, zwar realitätsentrückt, aber dennoch voller Gefahren und verstörender existenzieller Enthüllungen ist. Das Fleichfest, mit seine Anspielungen auf Auschwitz fand ich hier eigentlich düster genug, vor allem im geschichtsphilosophischen Sinn.
Kubricks Filmwelten wirken ja auch sehr häufig mehr wie ein in sich geschlossener filmischer Mikrokosmos, der sehr künstlich daher kommt und mit der erfahrbaren Realität wenig zu tun hat. Ich mag dies sehr!
The trick, William Potter, is not minding that it hurts!
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mal editiert, das letzte Mal am 03.08.2015, 10:21 von Toth.