Betreff: Re: Der letzte Film
John Wick - Oder der Alternativtitel: Was ist ein Hundeleben wert? Nein, im Ernst: Es ist erstaunlich, wie viele Leute beim Kinostart Probleme mit der Grundprämisse des Films hatten. Dass sich der Ex-Killer John Wick durch die russische Mafiawelt massakert, um seinen Hund zu rächen, ist immerhin sehr gut erklärt und emotional auch ausreichend unterfüttert. Und mal ehrlich: Ich finde den Ansatz deutlich erfrischender als die unzählig kopierte Mär vom ehemaligen Killer, der seine Familie rächt oder seine Tochter aus den Händen des Bösen befreit. Der Rachefeldzug der dann auf den gemeuchelten Hund folgt, ist wunderbar stylisch inszeniert, mit einigen coolen Songs unterlegt und macht durchaus Laune. Auch das Killer-Szenario, das da mit dem Hotel als Zentrum entworfen wird, sorgt schon für reichlich Stimmung. Allerdings ist John Wick dann doch nicht die Action-Offenbarung, als die der Film dargestellt wird. Klar, hartes Männerkino irgendwo im Spannungsfeld zwischen Charles Bronson und John Woo. Aber anders als bei den großen Vorbildern heben sich aus den unzähligen Schießereien und Nahkämpfen keine einzelnen denkwürdigen Szenen oder Momente heraus. John Wick ist der unbesiegbare Einzelgänger, der mechanisch und ohne größere Probleme einen Gegner nach dem anderen aus dem Weg räumt und linear auf sein Ziel zuläuft. Und zum Ende hin hält sich der Film nur unnötig auf, wenn der russische Bösewicht erst seinen Sohn beschützen, dann opfern, dann wieder rächen will. Auch reicht John Wick über durchdeklinierte Actionklischees nicht hinaus, wenn die Bösen ihn zwar in ihre Gewalt gebracht haben, aber dann doch nur wieder unnötig lange labern und ihre Spielchen spielen, anstatt ihn einfach per Kopfschuss aus der Welt zu schaffen. Egal: Im Vergleich zum unangenehm reaktionären Equalizer mit Denzel Washington ist das hier sehr unterhaltsame Actionkost mit einer ansehnlichen Darstellerriege. Die Fortsetzung darf kommen - nur hoffentlich bleibt dann der Hund am Leben.
