Komplettes Thema anzeigen 03.05.2015, 20:20
Aldridge Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Jetzt auch endlich mal gesehen. Vorsicht, könnte Spoiler enthalten:

Interstellar - Der Film ist im wahrsten Sinne eine Wucht - Wucht deshalb, weil da die ganz großen Geschütze aufgefahren werden. Das betrifft auf der emotionalen Seite die Story, die den Bogen schlägt vom existenziellen Schicksal der ganzen menschlichen Rasse bis zum persönlichen Drama von Vater und Tochter, von der wissenschaftlichen Faktenliebe bis zum esoterischen Schluss. Insbesondere Matthew McConaughey bekommt da reichlich Gelegenheit zu einer ganzen Reihe schauspielerischer Kabinettstückchen - und die nutzt er dann auch voll. Das spricht an und reißt mit. Die großen Geschütze betreffen auch die optische und akustische Seite: Regisseur Christopher Nolan findet einfach wunderschöne Bilder, die nicht nur irgendwo zwischen 2001 und Gravity pendeln, sondern auch noch reichlich eigene Symbolik (Stichworte: Zeit und Bewegung) in sich bergen. Geschickt auch, wie Nolan manche Weltraum-Aufnahmen an die Raumfähre "bindet" oder wie er die Kamera in wichtigen Szenen auf die Gesichter seiner Schauspieler gerichtet hält. Das Ganze fasziniert und fesselt bis zum emotionalen Ende und sorgt dafür, dass die knapp drei Stunden wie im Flug vergehen. Mit ein bisschen zeitlichem Abstand offenbaren sich dann aber doch einige Schwächen: Die wiederum reichen vom eigentlichen Storytwist (McConaughey in der Zeitschleife, der per Tesserakt aus der Zukunft heraus erst die Zukunft ermöglicht) bis zur Auflösung der um wissenschaftliche Fundiertheit bemühten Story in esoterischer Hollywood-Gefühligkeit (Liebe als physikalische Größe und besserer Kompass durch die Raumzeit). Auch manche "Actionszenen" wirken eher selbstzweckhaft und bremsen die sonst zügig voranschreitende Handlung eher aus (Matt Damon beim Versuch, an die Endurance anzudocken). So bleibt dann abseits der durchaus packenden Story und der fantastischen Bilder von fremden Welten doch das Gefühl, dass der Film unnötig aufgeblasen und überdimensioniert war für seine im Kern einfache Story.

Zum Vergleich mit Contact: Der besitzt zwar auch ein unnötig gefühliges Ende, liefert aber aus wissenschaftlicher Sicht die faszinierendere Story und muss dazu gar nicht mal durchs Wurmloch in ferne Galaxien.

PS: Ich fand die Tochter zu hübsch. Die spielte zwar ordentlich, aber Kinder mit Model-Gesichtern wirken irgendwie komisch... Zwinkernder Smiley

PPS: Nolan und seine Liebe zum IMAX-Format... In diesem Fall sorgte das für unschöne Formatwechsel zwischen Realszenen und Special-Effects-Shots. Fiel mehrere Male unschön auf und störte den Erzählfluss.

YouTube https://www.youtube.com/watch?v=0vxOhd4qlnA


Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert, das letzte Mal am 03.05.2015, 20:30 von Aldridge.