Komplettes Thema anzeigen 19.04.2015, 21:40
Aldridge Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Ich habe einige der alten Dinger mal gesehen, ja. Bei weitem nicht alle. Mir ist auch bewusst, dass die Godzilla-Filme quasi ein Ventil für das Atombomben-Trauma der Japaner waren. Letztlich halte ich die meisten aber für Trash. Erzählerisch und technisch ist das halt Sci-Fi-Kino Stand 50er.

Bei dem neuen Godzilla fand ich gerade kritisch, dass sich der Film im Grund nicht entscheiden kann, was er denn nun sein will. Einerseits arbeitet er mit einem realistischen Gritty-Look wie zum Beispiel Cloverfield, nur dass Letzterer eben ein Found Footage-Film ist. Dann hat man wieder die Gigantomanie moderner Hochglanz-Blockbuster. Und dann will man aber auch noch eine Hommage an die alten Streifen sein. Der Film findet die ganze Zeit weder zu einer einheitlichen Sprache noch zu einem vernünftigen erzählerischen Fluss. Einzelne Momenten gelingen dagegen sehr gut, zum Beispiel der Halo-Absprung oder das Auftauchen Godzillas nach der Flut, aber das sind eben nur einzelne Sequenzen.

Der Bezug auf reale Ereignisse ist so eine Sache. In diesem Film war ja nicht nur Fukushima drin, sondern auch die Flutkatastrophe im Indischen Ozean von 2004 (in diesem Fall trifft es nur eben Honolulu). Das fand ich in diesem Fall sogar eher geschmacklos, ganz einfach weil der Film lediglich mit den Bildern arbeitet, ohne das Gezeigte in irgendeiner Weise zu kommentieren. Tja, und der Rest steht ja in meiner Kritik: Dass die Kämpfe nicht gezeigt wurden, heizte in diesem Fall weniger die Fantasie an, sondern bremste den Film für mich nur immer wieder aus.

Übrigens: Ich habe heute Mittag mal bei der Gelegenheit Emmerichs Godzilla von 1998 rausgekramt und bis zur Hälfte geschaut. Ich fand den Film nie besonders gut, eher im Gegenteil. Und ab der Hälfte wird das eine uninspirierte Monsterhatz auf Klischeepfaden. Aber ich finde, dass der Film in der ersten Hälfte eine schöne, auch spannende Stimmung aufbaut. Und er ist eben besser zu fassen, weil er bei seinen Protagonisten bleibt. Weitere Pluspunkte: Die Darstellung des Militärs wird - anders als bei ID4 - ironisch gebrochen. Und mit Matthew Broderick, Hank Azaria, Jean Reno und Kevin Dunn hat man ein paar tolle Darsteller gecastet, die auch wirklich was zu tun haben. Wie ich schon geschrieben habe: Im 2014er werden die guten Darsteller (darunter auch David Strathairn und Ken Watanabe) einfach verballert. Sowieso hatte der Streifen überhaupt keine Emotionen. Die Nebenstory mit dem kleinen Jungen war völllig motivationslos reingeschoben. Die Credits am Anfang beinahe komplett von Emmerich kopiert (was mich besonders gewundert hat).

Was ich bei den neueren Godzilla-Filmen insgesamt dämlich finde: Sowohl 1998 als auch 2014 hat das Militär noch immer nichts anderes zu bieten als Kanonen und Maschinengewehre. Das mag dramaturgisch bedingt sein, aber normalerweise wären die Viecher nach einem Treffer mit einer modernen lasergelenkten, panzerbrechenden Rakete von einer F-18 Geschichte. Zwinkernder Smiley