Komplettes Thema anzeigen 19.04.2015, 10:10
Aldridge Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Interessant und schön, dass es sich einer zu schreiben traut. Den ersten Paten fand ich auch immer ein bisschen zu zäh und zu langatmig. Insbesondere Michaels Exil auf Sizilien bremst den Film immer unheimlich aus - finde zumindest ich. Den zweiten Paten fand ich immer deutlich runder und spannender. Aber ich kann schon verstehen, warum der erste Teil so geschätzt wird, ist halt ein Film zum Genießen, wenn man sich drauf einlässt (und / oder in der Stimmung ist Zwinkernder Smiley ).

Vielleicht noch zu Casino und Good Fellas. Ich halte die beiden Filme nach wie vor für die besten Werke Scorsese - ja, auch noch vor Taxi Driver. Beide Filme profitieren in ihrer Erzählweise und ihrer Ästhetik übrigens extrem davon, dass sich Scorsese da einiges von den Hongkong-Streifen von John Woo abgeguckt hatte. Wenn man sich vorher mal insbesondere The Killer, aber auch A Better Tomorrow oder Hard Boiled anschaut, dann erkennt man in Good Fellas und Casino doch einiges wieder - der Einsatz der Schnitte, der Kamerafahrten, die Grundstimmung, die Themen der Filme etc.

Apropos: Da auch Once Upon a Time in America angesprochen wurde: Ich fand immer, dass Leone da viel zu selbstverliebt und verkopft ans Werk gegangen war. Ästhetisch ist der Film zwar ein Fest, aber er wirkt auch permanent distanziert und viel zu lang. Ich finde es interessant, dass die Wiederbelebung des klassischen Gangsterfilms in den 80er Jahren eben nicht mit Leones Spätwerk begründet wurde, sondern mit den Heroic Bloodshed-Streifen von John Woo, Ringo Lam, Tsui Hark, Patrick Leung etc.