Komplettes Thema anzeigen 16.04.2015, 22:49
Aldridge Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Upside Down - Grandiose Fantasy-Romanze. Die Stärken des Gezeigten liegen ganz klar im Visuellen, immerhin handelt die Romeo und Julia-Variante von zwei Welten, die quasi "Kopf an Kopf" übereinander existieren. Und Regisseur Juan Diego Solanas weiß diese ungewöhnliche Prämisse auch sehr effektiv auszuspielen, wenn er nicht nur ungewöhnliche, sondern ebenso wunderschöne Bildkompositionen schafft. Erfreulich auch die Story, die sich nicht ausschließlich auf die Romanze der beiden Protagonisten aus der Ober- und der Unterwelt konzentriert, sondern ihr Szenario etwas breiter anlegt. Gerade in der Art, wie der für die Handlung nicht ganz unwichtige Konzern Transworld und dessen Umgang mit seinen Angestellten gezeigt wird, verleiht dem Film einen Hauch von Terry Gilliam (ok, Kafka, aber eben im Gilliam-Style). Ok, genau diese gleichwertige Gewichtung von Romanze und Drumherum war der große Kritikpunkt der breiten Rezensentenschar - aber das sehe ich nun mal etwas anders. Pluspunkte gibt es dann noch für die tollen Schauspieler - Jim Sturgess, die wunderbare Kirsten Dunst und Timothy Spall, der dem Ganzen noch etwas britischen Humor abringt - und den nicht minder tollen Soundtrack, an dem Sigur Rós und Mark Isham beteiligt waren. Schade, dass der Film hemmungslos gefloppt war. Ich bin sicher, hätte Christopher Nolan den gedreht, wäre es ein großer Hit geworden. Apropos: Die Idee zu Upside Down entstand vor Inception, der optisch stellenweise ähnlich ausfällt.

YouTube https://www.youtube.com/watch?v=FHdLcNqoq9s



Logan´s Run (Flucht ins 23. Jahrhundert) - Großartige Dystopie. Und damit für mich einer der wesentlichen SciFi-Filme der 70er Jahre. Dabei kann man dem Streifen bei genauerer Betrachtung genauso viel Negatives wie Positives abringen. Das Szenario, das sich im Wesentlichen auf den Mikrokosmos in einer Stadtsphäre konzentriert, inklusive künstlich gesetztem Lebensende unter der Disko-Kugel und Großem Bruder aus dem Computer, hat einen unheimlichen Reiz. Gerade der Einfluss der 70er Jahre mit seiner Warnung vor Überbevölkerung und seiner Demonstration von freier Liebe - denn genau genommen hat die Bevölkerung in ihrer Freizeit nichts anderes zu tun, als gruppenweise zu poppen - macht das Gezeigte schon zu etwas Besonderem. Negativ hingegen fällt die Story an sich auf: Der Computer weiß im Grunde bereits alles über die "Rebellen", die dann auch noch so hilfreich sind und gut sichtbar mit ihrem Ankh-Erkennungssymbol durch die Gegend laufen. So fragt man sich unwillkürlich, warum der gute Logan denn noch seinen "Run" absolvieren muss. Und dann könnte man noch einräumen, dass so eine Dystopie auch ohne kunterbunte Farben, Laserwaffen und chromblitzenden Roboter auskäme. Aber gut, das ist Erbsenzählerei. Spätestens wenn Michael York und die knackige Jenny Agutter durch ein postapokalyptisches Washington laufen und Peter Ustinov am Ende T.S. Eliot zitiert, hat der Film vollends gewonnen. Klassiker. Wäre trotzdem interessant, mal das angedachte Remake von Joseph Kosinski (Tron Legacy, Oblivion) realisiert zu sehen...

YouTube https://www.youtube.com/watch?v=USADM5Gk9Gs


Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 16.04.2015, 23:12 von Aldridge.