Betreff: Re: Der letzte Film
A.I. - Artificial Intelligence
Das Motiv vom Roboter, der ein Mensch sein möchte, ist keineswegs neu. So brachte zum Beispiel Chris Columbus mit "Der 200 Jahre Mann" erst zwei Jahre zuvor einen von der Grundprämisse her nicht ganz unähnlichen Film in die Kinos. Dennoch ist "A.I." etwas ganz besonderes: Der Roboter ist ein Kind und die Handlung spielt bewusst mit der Nähe zur "Pinocchio"-Geschichte. Dazu kann der Film auch mit seiner optischen Perfektion und dem genialen Soundtrack überzeugen, welcher einerseits so gar nicht nach John Williams klingt, andererseits aber doch seine Handschrift trägt. Haley Joel Osment zählt für mich dank seiner Performance in diesem Film zu den besten Kinderdarstellern, aber auch Jude Laws herrlich skurrile Rolle muss man loben. Dass wir es hierbei mit einem ehemaligen Projekt von Stanley Kubrick zutun haben, merkt man zum einem am Konzept, dass einfach seine Handschrift trägt, zum anderen aber auch an den zahlreichen sexuellen Anspielungen. Jedoch hat sich Steven Spielberg keineswegs hinter einer Kopie von Stanley Kubricks Stil versteckt, er machte seinen eigenen Film daraus und bringt uns darüber hinaus grandiose Bildkompositionen. So zum Beispiel die Spiegelung des vom Hochhaus springenden Davids, die auf der Scheibe des Amphibikopters genau vor Gigolo Joes Auge wie eine Träne aussieht. Damit wären wir aber auch bereits bei einem Kritikpunkt: Die Beziehung der beiden robotischen Protagonisten. Gigolo Joe dürfte eigentlich nicht in der Lage sein, etwas wie Gefühle zu entwickeln. Mit dem oftmals kritisierten Ende dagegen habe ich kein allzu großes Problem. Es bietet und eine der besten Darstellungen der Erde nach der Menschheit. Zudem ist Idee und Umsetzung der Super-Mechas einfach grandios. Als man jedoch sieht wie David den letzten Tag mit seiner Mutter verbrachte, ist das doch eine Schippe zu viel des Guten. Zumal mir da auch einfach etwas Kontext fehlt, sie stellt ja nichts in Frage, scheint sich aber an alles zu erinnern. Ein kleines Highlight im Film war für mich übrigens Robin Williams, der "Dr. Know" seine Stimme mit deutschem Akzent lieh. Leider erinnert dass auch wieder an sein viel zu schnelles Ableben. Zweifellos ein großer Film, aber "nur" mein drittliebster Spielberg-Film.
Marc S.
Bismarck biss Marc, bis Marc Bismarck biss.
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mal editiert, das letzte Mal am 01.03.2015, 11:29 von Indy2Go.