Komplettes Thema anzeigen 19.08.2014, 10:49
Aldridge Abwesend
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Betreff: Jack Ryan
Hallo zusammen,

haben wir wirklich keinen eigenen Thread für den Charakter, den Harrison Ford so eindrucksvoll auf der Leinwand verkörpert hat: Amerikas Vorzeige-CIA-Recken und US-Präsidenten in spe Jack Ryan? Wird Zeit, mal einen zu eröffnen, nachdem ich nun den zweiten Neustart nach The Sum of all Fears gesehen habe.

Jack Ryan: Shadow Recruit - Kenneth Branagh hat scheinbar Gefallen am Unterhaltungskino gefunden. Nach dem ersten Thor, den er für Marvel umgesetzt hat, wurde er nun für den nächsten Reboot-Versuch des Tom Clancy-Helden Jack Ryan verpflichtet. Und zunächst mal: Die Verjüngungskur inklusive knapper Vorgeschichte des Charakters ist nicht unbedingt von Nachteil. Denn nun sieht man, wie Ryan zu seiner Berufung motiviert wurde und seine ersten Gehversuche im Agentengewerbe unternahm. Allerdings lässt die Geschichte von David Koepp und Adam Kozad dann das rechte Fingerspitzengefühl für einen Jack Ryan-Film vermissen: Ryan war immer ein Schreibtischtäter, der über analytischen Verstand verfügte, der aber "im Feld" relativ unbeholfen daher kam und dem seine moralischen Grundwerte mehr als einmal im Weg standen, wenn es handfest zur Sache gehen sollte. In Shadow Recruit dagegen ist der patriotisch motivierte Ex-Marine Ryan ein zweiter Ethan Hunt oder Jason Bourne, der selbst einen Zweikampf gegen einen Muskelberg übersteht und souverän eine Suspense-Sequenz meistert, die so auch in Mission: Impossible hätte auftauchen können. Die Analyse der Weltlage, die Kombination internationaler Verstrickungen, wie sie Hunt for Red October, Patriot Games oder selbst Sum of all Fears geprägt hatten, fällt dabei komplett unter den Tisch. Branagh führt seine Schauspieler dem entsprechend auch straff durch seine Agentenstory und lässt keine Raum für die leisen Zwischentöne der Vorgängerfilme. Das ist angesichts zahlreicher Logiklöcher in der Story aber auch notwendig.

Doch das mag sich nun schlechter lesen, als es tatsächlich ist. Die Regie findet ganz hübsche Bilder und Bildkompositionen. Und Chris Pine gelingt es sehr manierlich, den Film auch zu tragen. Wenn man sich von dem Gedanken verabschiedet, dass das hier eigentlich ein Jack Ryan- und kein Jason Bourne-Film ist, bietet der Streifen unterhaltsame 90 Minuten Agenten-Action. Leider aber auch nicht mehr. An den US-Kinokassen ging der Film mit 50 Mio. Dollar Einspiel übrigens ziemlich unter. Das lässt nicht auf eine Fortsetzung hoffen, sondern auf einen weiteren Reboot in vielleicht fünf Jahren.