Komplettes Thema anzeigen 23.07.2014, 22:51
Aldridge Abwesend
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Betreff: Re: Comics
Mal wieder eine kleine Comic-Kritik bzw. -Empfehlung:

Sherlock Holmes und das Necronomicon - Der französische Autor Sylvain Cordurié und der Zeichner Laci mischen die Figur Sherlock Holmes bereits seit einigen Jahren mit einer guten Portion Fantasy. Im Jahr 2011 erschien die Geschichte Sherlock Holmes und die Vampire von London auf Deutsch im Zack-Verlag. Der Name war damals bereits Programm. Und im gleichen Stil geht es auch mit der (in sich abgeschlossenen) Fortsetzung weiter, allerdings nach einen Wechsel zum Splitter-Verlag, wo der Zweiteiler angenehmerweise in einem Sammelband erscheint.

Cordurié hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht einfach nur die klassischen Abenteuer in Comicform nachzuerzählen, sondern das viktorianische Szenario für einige stimmungsvolle Abenteuer mit ein bisschen Gothic-Appeal zu nutzen. Gab es zunächst noch recht handfeste Auseinandersetzung mit einigen Vampiren, wird es beim Necronomicon nun reichlich übersinnlich. Die Story setzt nach dem kleinen Vorfall an den Reichenbachfällen an: Holmes ist untergetaucht und hat sich einer Expedition in die Antarktis angeschlossen. Doch zieht es ihn allzu schnell zurück nach London, weil ein gewisser Professor wieder aufgetaucht ist - allerdings in etwas anderer Form, als er ihn zuletzt gesehen hat. Letztlich geht es schließlich darum, die Menschheit vor der Rückkehr einiger gewisser alter Götter zu retten.

Selbst dieser kurze Abriss dürfte eigentlich schon die Stärken und Schwächen des Comics wiedergeben. Einerseits bekommt der Leser, der solch einem "Missbrauch" einer bekannten literarischen Figur etwas abgewinnen kann, sehr kurzweilige und spannende Fantasykost präsentiert, die sich weniger bei Doyle als vielmehr bei Lovecraft bedient. Die Zeichnungen fangen dabei die Atmosphäre des Szenarios ganz wunderbar ein und präsentieren sich höchst detailverliebt. Also eigentlich ein Comic zum Genießen. Wenn man dann zwischendurch aber mal genau darüber nachdenkt, wird deutlich, dass es nicht eines Sherlock Holmes gebraucht hätte, um diese Geschichte zu erzählen. Das Kombinieren und Lösen von Rätseln steht - wie auch schon bei den Vampiren von London - keinesfalls im Mittelpunkt, sondern vielmehr das handfeste Handeln. So gerät der große Detektiv eher zur Actionfigur, die seltener ihren Verstand benutzt, dafür aber auch mal zulangt. Im Endeffekt hätte man die Figur mit einem anderen Namen versehen können, und die Geschichte hätte trotzdem funktioniert.

Also eigentlich ein Problem, dass wir kürzlich erst beim Comic Long John Silver hatten. Auch dort besaß die Geschichte keine sonderlichen Gemeinsamkeiten mehr mit Robert Louis Stevensons Vorlage, sondern erzählte eine sehr eigenständige Horrorstory.

Nichtsdestotrotz: Die Zeichnungen sind zum Genießen, die Story ist rasant und hat unzweifelhaft ihren Reiz. Insofern: Empfehlung.

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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 24.07.2014, 10:42 von Aldridge.