Betreff: Re: Sherlock Holmes (Verfilmungen)
Ein Skandal in Belgravia ist die erste Folge der zweiten Staffel - und hat eigentlich keinen Fall. Die Story schlägt einen Haken nach dem anderen, ohne dass da inhaltlich auch nur ansatzweise etwas bei herumkommt. Das Katz- und Maus-Spiel zwischen Sherlock und Irene macht zwar viel Spaß, aber ich fühlte mich damals bei Erstsichtung genauso wie vor einigen Wochen bei Zweitsichtung doch irgendwie enttäuscht, weil einen die Story keinen Schritt vorwärts gebracht hatte. Moriarty hatte sich einen Spaß erlaubt - und das war´s.
Das ist mir an der dritten Staffel übrigens auch aufgefallen: Das - Neudeutsch: - Pacing passt streckenweise nicht mehr. Während das Miteinander der Hauptfiguren geradezu genüsslich ausgebreitet wird, werden die eigentlichen Fälle im Minutentakt abgehandelt. Der leere Sarg startet im Grunde erst knapp 50 Minuten nach Beginn. Und vorher gibt´s mehrere "fiktionalisierte" Erklärungsansätze für den Reichenbach-Fall - vermutlich weil den Autoren selbst jede Erklärung zu hanebüchen vorkam. Da geht dann auch die Spannung flöten. Aber ja: Die Interaktion der einzelnen Figuren bannt einen an den Schirm. Nehmen wir als Beispiel mal die Szene, in der Sherlock "erschossen" wird - im Making of wird das optisch mit dem "Ins-Bett-Fallen" aus Ein Skandal in Belgravia verglichen. Der Unterschied: In der zweiten Staffel dauerte das optische Mätzchen nur Sekunden und war umso eindrucksvoller. Hier schließt sich eine minutenlange Psycho-Szene an. Fesselnd und doch irgendwie ermüdend.
Die Charakterisierung von Sherlock selbst balanciert momentan auch irgendwo zwischen Spock aus Star Trek und Sheldon Cooper aus Big Bang Theory. Asperger lässt grüßen.
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mal editiert, das letzte Mal am 09.06.2014, 00:20 von Aldridge.