Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4
Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich empfinde Crystal Skull nicht als makellos. Der Film rangiert nicht ohne Grund auf meiner Indy-Liste auf Platz 3 zusammen mit Temple of Doom.
Das Drehbuch weist die grundsätzliche Schwäche auf, dass Indy in der zweiten Filmhälfte zu sehr zum passiven Beobachter degradiert wird. Es wäre gut gewesen, wenn man Indy dort eine aktivere Rolle gegeben hätte. Vielleicht war das auch der Geschwindigkeit geschuldet, in der Indy 4 letztlich umgesetzt wurde. Denn seien wir mal ehrlich: Der Film hat nicht so lange auf sich warten lassen, weil da knapp 20 Jahre am Drehbuch herumgefeilt wurde, sondern weil alle Beteiligten was anderes zu tun hatten. Aber das muss kein Makel sein, denn lange Produktionszeiten hatten die alten Filme auch nicht.
In der ersten Hälfte funktioniert der Film einfach hervorragend und bietet diese spezielle Art der Non-Stop-Action, die auch die alten Filme auszeichnet - oder in gewisser Weise auch die Mumie-Filme. Gemeint ist diese ausgeprägte Cliffhanger-Struktur, die durch einigermaßen komplexe Action-Sequenzen aufgelöst wird. In der zweiten Filmhäfte gibt es das auch, wobei allerdings ein bisschen das Tempo flötengeht. Dabei muss man aber sagen, dass zum Beispiel die Dialoge ungebrochen stark sind: Karen Allen darf sich dort ein recht spritziges Rededuell mit Harrison Ford liefern, das - zumindest für mich - einfach sehr unterhaltsam ist. Dabei ist mir aber aufgefallen, dass Allen wirklich nicht in Topform war. Das leicht debile Dauergrinsen schreibe ich ihrer allgemeinen Form zu und nicht dem Drehbuch.
Das ist übrigens auch so eine Kritik, die mich bereits bei den Prequels so gestört hatte: Seit Episode I wird der neueren Trilogie vorgeworfen, die Schauspieler seien vom schlechten Lucas-Drehbuch zu Stichwortgebern vor Greenscreen verurteilt worden. Dann muss aber die Frage erlaubt sein, warum Schauspieler wie Ewan McGregor oder Ian McDiarmid in ihren Rollen nicht nur solide, sondern wirklich richtig gute Leistungen ablieferten. War das Drehbuch doch nicht so schlecht? Oder haben sich die Schauspieler einfach mehr Mühe gegeben als andere? Ein guter Schauspieler sollte in der Lage sein, auch vor einer weißen (oder grünen) Wand vor Spielfreude zu "sprühen" - eine andere Situation hat´s zum Beispiel im Theater auch nicht.
btw: Ich vermute übrigens, dass der Autor der Kritik einer der üblichen Verdächtigen ist, die auch schon von der Prequel-Trilogie tief enttäuscht waren und deshalb sowieso allergisch auf Lucas reagieren. Wes Geistes Kind er ist, offenbart er bereits bei dem kurzen Verweis auf Die Hard 4: Den fand er ja angeblich "trotz der Blutarmut" ganz gut. Als wenn das ein grundsätzliches Qualitätskriterium für Filme wäre.
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mal editiert, das letzte Mal am 05.03.2014, 23:50 von Aldridge.