Betreff: Re: Comics
Der Zauberer von Oz - Eric Shanower und Skottie Young nach dem Buch von L. Frank Baum
Ich sag´s mal so: Wer bereits als Kind die Verfilmung des Zauberers von Oz aus dem Jahr 1939 mit Judy Garland gesehen hat, den dürfte diese Zauberwelt sowieso nachhaltig beeindruckt haben - so bunt und fantasievoll und technisch beeindruckend fiel der Film aus. Von der Musik mit dem Song "Somewhere over the Rainbow" (und dem "Ding-Dong! The Witch is dead") mal ganz zu schweigen. Was zumindest bei uns in Deutschland darüber vergessen wurde - zumindest meinem Eindruck nach - war, dass der ursprüngliche Autor Lyman Frank Baum insgesamt 14 Oz-Romane geschrieben hatte und noch eine ganze Reihe an Fortsetzungen von anderen Autoren existieren. Daran änderte auch der Film Oz - das fantastische Land von 1985 von Star Wars-Cutter Walter Murch nichts, der auf zwei Fortsetzungsromanen Baums basierte, an den Kinokassen aber kläglich versagte. Erst mit dem frei erfundenen, aber wirklich liebevoll geschriebenen und umgesetzten Prequel Die fantastische Welt von Oz von Sam Raimi aus dem vergangenen Jahr stieg zumindest mein Interesse am Thema.
Die aktuelle Comic-Adaption der Bücher, die in Amerika von Marvel und damit hierzulande von Panini veröffentlicht wird, kam da gerade recht. Jetzt hatte ich auch endlich mal die Zeit, mir den ersten Teil zu Gemüte zu führen. Und das ist wirklich ein Genuss. Denn die Macher haben da echt ganze Arbeit geleistet, die ursprüngliche Geschichte aus dem Jahr 1900 für heutige Lesegewohnheiten zu adaptieren. Die Zeichnungen von Skottie Young, der auch schon die X-Men und Spider-Man umsetzte, sind für das Kinderbuch angemessen bunt und weisen auch einen gewissen Niedlichkeitsfaktor auf. Zugleich besitzen sie aber einen recht groben Strich und geben dem ganzen Geschehen die notwendigen Ecken und Kanten. Die Kolorierung setzt entsprechend auch eher auf gedecktere und weniger knallige Farben und verfügt über schöne Texturen und Verläufe, die an Aquarellzeichnungen erinnern. Auch das Figurendesign folgt nicht dem zugegeben kitschigen Design des Films, der wiederum den Illustrationen der Buchvorlage entsprach, sondern setzt da schon recht moderne Akzente. Dorothy und insbesondere die Vogelscheuche sowie der Blechmann wirken deutlich "authentischer" (sofern das bei einer Fantasy-Geschichte möglich).
Storymäßig ist zu vermerken, dass Eric Shanower, der als Kinderbuchautor bereits eigene Oz-Geschichten geschrieben hat, eng an der Buchvorlage bleibt. So kriegt man dann doch eine recht originale Packung Oz serviert, die natürlich auch frei von diversen Musical-Nummern ist.
Auf Deutsch sind inzwischen übrigens die Umsetzungen der ersten vier Romane erhältlich, neben dem Zauberer von Oz auch Ozma von Oz, Dorothy und der Zauberer von Oz sowie der gerade erschienene Das zauberhafte Land. Wie für Panini üblich in der "Wir ziehen euch das Geld aus der Tasche"-Manier, sprich: in zwei Versionen: Einmal als hochwertige "normale" Hardcover, einmal als limitierte Sonderausgaben mit Ledereinband und signierten Drucken.
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